Bin sehr begeistert

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la calavera catrina Avatar

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„Nichts bedeutet einen so großen Bruch in der Biographie eines Menschen wie das Verbrechen.“

Es geht um neun scharfrechtliche Fälle und Strafverteidigerin Eva Herbergen ist das verbindender Glied. Sie geht ihrer Arbeit mit Leidenschaft nach und es fällt ihr schwer, selbst im Urlaub abzuschalten. Hartnäckig setzt sie sich für ihre Mandanten ein und erlebt ganz unterschiedliche Reaktionen und Ergebnisse. Die neun Fälle sind abwechslungsreich. Ein Fall aus der Presse, Fälle aus dem Freundeskreis, Bekanntenkreis oder ihre eigenen Mandanten. Das geht zurück bis in die Kindheit, als sie von dem Tod der Mutter einer Mitschülerin erfährt und viele Jahre später damit erneut konfrontiert wird. Es geht um Mord, Ursachen, die weit zurückgehen, tragische Unfälle, Kannibalismus, Bestechung, Vergewaltigung oder das perfekte Verbrechen.

Ich habe jeden Fall mit Neugier verfolgt. Nicht nur die Verhandlungen vor Gericht werden beschrieben, sondern die ganze Geschichte, die dahinter steckt - mal aus der Sicht der Opfer und mal aus der Sicht der Täter. Einmal beginnt die Geschichten durch die Augen eines Zeugen und man erfährt erst später, worum es genau geht. Diese Wandelbarkeit macht es interessant. Beinahe nebenbei werden Themen aufgegriffen, die in wenigen Sätzen zum Nachdenken anregen, was noch mehr erzählerische Dichte verleiht. Packend erzählt und immer mit dem Blick auf die Menschen und ihre dunklen Momente, dem, was zwischen Gut und Böse liegt. „Manchmal macht es mir Angst, wie viel Unmenschliches in uns Menschen steckt.“ Elisa Hoven zeigt, wie schwer es ist, mit Recht eine Form von Gerechtigkeit herzustellen, und das es nicht viel braucht, damit aus Tätern auch Opfer werden. Gerade weil die Gesellschaft und die Medien gnadenlos urteilen. „Alle guten Taten zählen nicht mehr neben der einen bösen.“

Ich mochte den Schreibstil, der nicht abschweift, klar und prägnant war, und mich trotzdem berühren konnte, weil sich auch immer wieder Schönheit darin findet. Wie rund das Ende wirklich ist, hat mich total überrascht. Nach den ersten Kapiteln dachte ich noch, der Fall ist klar, aber ich wurde eines besseren belehrt. Jedes Mal. Das hat solchen Spaß gemacht, dass ich das Buch viel zu schnell durch hatte.