Lesenswert und interessant mit kleineren Abzügen

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Auf diese Neuerscheinung war ich als True Crime Leserin seit ihrer Ankündigung in der Vorschau sehr gespannt. Die Autorin Elisa Hoven ist selbst Richterin und Professorin für Strafrecht und der Verlag bewirbt ihr neues Buch als Spitzentitel und als „tiefgründigen Roman“.

Meine Erwartungen sind also entsprechend hoch, aber sie werden nicht enttäuscht. „Dunkle Momente“ vermag mich zu fesseln und stellt interessante und zeitlose Fragen nach Schuld und Gerechtigkeit.

Hoven erzählt den Roman, der in einzelne Fälle untergliedert ist, aus der Sicht und der Ich-Perspektive der fiktiven Strafverteidigerin Eva Herbergen. Die Fälle aus ihrem Leben erzählt die ältere Juristin rückblickend, sie sind in sich abgeschlossen und hängen doch mit einem thematischen roten Faden miteinander zusammen.
Oft zeigt es sich, dass die Frage nach der Schuld nicht so einfach zu beantworten ist, wie es manchmal den Anschein hat. Unser Gerechtigkeitsempfinden wird dadurch genauso herausgefordert wie die Rechtsprechung und nicht immer tut das einem dem anderen Genüge.
Auch ich habe bei den beschriebenen Fällen über meine persönliche Einordnung nachgedacht.

Elisa Hoven sagt über ihre Inspiration für den Roman in einem Interview mit dem Stern Crime: „Mich faszinieren Wendepunkte im Leben eines Menschen. Dunkle Momente, die alles verändern“.

Manche der Fälle nehmen mich mehr mit als andere. Schwer zu ertragen finde ich die Geschichte einer Gruppenvergewaltigung und die darauffolgenden Strafverfolgung und der Fall mit dem toten Kind. Andere wiederum können mich, genauso wie der Schluss, nicht überraschen, da ich als erfahrene Leserin die Wendungen schon genauso so in Kriminalromanen und True Crime gelesen habe. Auch der Fall des Kannibalen wurde an zahlreichen anderen Stellen schon moralisch und aus der Sicht der Rechtssprechung diskutiert.

Obwohl die Geschichten und die Erzählform in meinen Augen jetzt vielleicht nicht hoch innovativ sind, schreibt Hoven großartig und spannend und mit einem Anschein von Authentizität, womit sich der Roman von klassischer Kiminallektüre unterscheidet.

„So ist das mit der Wahrheit, wir brauchen sie, wir wollen sie kennen, selbst wenn sie uns nichts als Schmerz bereitet.“

Ich fand „Dunkle Momente“ einen sehr gelungenen Roman, der den Blurbs und den vielen begeisterten Stimmen gerecht wird.