Recht und Gerechtigkeit

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emma winter Avatar

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Neun hoch interessante Rechtsfälle läßt uns die Autorin gemeinsam mit ihrer Protagonistin, der Strafverteidigerin Eva Herbergen, verfolgen. In fast jedem Fall geht es um den Tod eines oder mehrerer Menschen. Zunächst scheint der Sachverhalt einfach und klar, doch jedes Mal dreht sich die Geschichte so, dass sie unerwartet oder überraschend endet. Das ist trotz aller Tragik unheimlich unterhaltsam. Geschickt sind die Rechtsfälle in das Leben der Strafverteidigerin verflochten, so dass die chronologische Abfolge absolut Sinn macht.

Geprägt sind die einzelnen Fälle durch die menschlichen Schicksale, die hinter den Taten stehen - sei es beim Opfer oder beim Täter. Zu Recht ist man immer wieder hin und her gerissen zwischen Recht und Gerechtigkeit und der Frage nach der Moral. Welche Handlungen sind Verstöße gegen unsere Regeln, gegen unsere Gesetze? Lösen sie Schuldgefühle aus oder halten wir diese Verstöße für gerechtfertigt nach unserem ganz persönlichen Rechtsempfinden?

In einem eher nüchternen Ton nimmt uns Eva Herbergen mit in ihre Welt, in der jede zur Mörderin und jeder zum Mörder werden kann, dazu braucht es nur einen kleinen dunklen Moment.

Ich habe den Roman wahnsinnig gern und schnell gelesen. Da möchte man fast nochmal Jura studieren. Viele haben das Buch mit den Romanen von Ferdinand von Schirach verglichen. Von ihm habe ich leider noch nichts gelesen, das wird sich aber bald ändern. Wie von Schirach ist auch die Autorin Elisa Hoven selbst Juristin. Als Professorin für Strafrecht und Richterin am Sächsischen Verfassungsgerichtshof weiß sie definitiv, von was sie schreibt und das macht sie sehr leserfreundlich. Große Empfehlung.