Alle sind in irgendeiner Weise schuldig
        Mit »Dunkle Sühne« präsentiert Karin Slaughter den ersten Band aus einer neuen Reihe. Das Buch ist in zwei Zeitebenen unterteilt. Es ist der 4. Juli – der Nationalfeiertag der Vereinigten Staaten von Amerika. Wie jedes Jahr, wird auch in diesem Jahr der Tag der Unabhängigkeit gefeiert. Die Kleinstadt North Falls mit ihren weniger als tausend Einwohnern ist auf den Beinen, um sich das bevorstehende Feuerwerk anzuschauen.
An diesem Tag verschwinden die beiden fünfzehnjährigen Teenager Madison Dalrymple und Cheyenne Baker. Zwei Freundinnen, die nur sich selbst hatten und keinen Zugang zu anderen Gleichaltrigen suchten. Beide Mädchen haben schlechte Charaktereigenschaften in sich vereint. Sie sind aufmüpfig in der Schule, geben ständig Widerworte, passen nicht auf im Unterricht und sind abgelenkt durch ihre Handys. Cheyenne ist meist die Rädelsführerin und alles andere als ein »unbeschriebenes Blatt«.
Die Einwohner der Kleinstadt North Falls sind in Aufruhr. Chief Deputy Gerald Clifton und seine Tochter Deputy Emma Clifton sowie das hinzugezogene FBI arbeiten auf Hochtouren daran, den oder die Täter zu ermitteln. Man entdeckt die Fahrräder der beiden Mädchen, ein zerstörtes Handy und Blut am Fundort.
Madison wollte an besagtem 4. Juli noch mit Emmy sprechen und sie um Hilfe bitten, aber die hatte keine Zeit. Später macht sie sich große Vorwürfe. Madisons Stiefmutter Hannah ist außer sich vor Wut und Verzweiflung, als sie davon hört. Hannah und Emmy waren Freundinnen seit Kindheitstagen, aber jetzt hat Hannah mit ihr gebrochen.
Chief Deputy Gerald Clifton ist mittlerweile sechsundachtzig und immer noch im Dienst. Neben ihm und Tochter Emmy ist nun auch Emmys Sohn Cole als Deputy tätig. Der körperliche Verfall von Gerald ist nicht zu übersehen. Man wird erfahren, dass er an Krebs erkrankt ist und seine noch vorhandene Lebenszeit begrenzt ist. Die Alzheimer-Erkrankung im Endstadium von Geralds Frau Myrna belastet die ganze Familie schwer. Obwohl sie sich die Pflege aufteilen, muss sie letztlich in ein Heim. Die belastende Atmosphäre innerhalb der Familie hat Slaughter gut eingefangen.
Slaughter versteht es, Spannung aufzubauen, wenn der Anfang auch etwas träge ist. Sie legt verschiedene Spuren zu Personen, die als Täter infrage kommen. Einer davon, Adam Huntsinger, wird aufgrund von Indizien verurteilt. Nachdem er zwölf Jahre in der Todeszelle abgesessen hat, wird er auf Bewährung freigelassen. (Anm.: Das wirkt ziemlich konstruiert und nicht nachvollziehbar). Bald darauf verschwindet wieder ein Mädchen in North Falls. Dies gleicht demselben Muster wie die beiden zurückliegenden Vermisstenfälle. Nach den bisherigen Ermittlungen muss man davon ausgehen, dass es nicht nur einen Täter gibt, sowohl für den zurückliegenden als auch den aktuellen Fall.
Nach vielen Jahren taucht Emmys totgeglaubte ältere Schwester Martha wieder auf, die von dem neuen Vermisstenfall der jungen Paisley Walker in North Falls gehört hat. Die beiden Schwestern sind nicht gut aufeinander zu sprechen. Aus Emmys Sicht kann man fast von Hass sprechen. Emmys Verhalten lässt erkennen, dass sie aufgrund der vorangegangenen Ereignisse ein Trauma durchlebt. Martha Judean, die sich jetzt nur Jude nennt, reißt die Ermittlungen an sich, wie sie es aus ihrer Zeit als FBI-Agentin in San Francisco gewohnt war. Sie ist mittlerweile siebenundfünfzig Jahre alt und damit im obligatorischen Ruhestandsalter beim FBI. Die Vermutung liegt nahe, dass sie nach einer neuen Herausforderung sucht und wieder Kontakt zu ihrer Familie sucht.
Mit Jude kommen neue Ermittlungsansätze. Auch die beiden zurückliegenden Vermisstenfälle von vor zwölf Jahren werden mit einbezogen. Ein Täterprofil wird erstellt. Gesucht wird ein weißer Mann. Er ist in einer Position, die Bildung oder eine Ausbildung erfordert. Er hat häufig Kontakt zu Kindern und genießt eine
Vertrauensstellung in der Gemeinde. Slaughter versteht es geschickt, mehrere Spuren auszulegen.
Emmy und Jude stellen ihre Ressentiments in den Hintergrund, zudem ist Jude angetan von Emmys Sohn Cole, wie er sich in die Ermittlungen einbringt. Die Spannung zieht spürbar an. Fast kommt die Auflösung zu früh, was wieder einen Spannungsabfall bedeutet hätte. Aber Slaughter ist es mit einem Twist gelungen, für eine Überraschung zu sorgen und damit die Spannung hochzuhalten.
In diesem Thriller begegnen einem pädophile, psychopatische und andere »kaputte« Charaktere. Anders kann man es sich nicht erklären, wenn jemand seinen eigenen Sohn ans »Messer« liefert, um nicht in Verdacht zu geraten. Slaughter versteht es, die einzelnen Charaktere bildgewaltig zu beschreiben. So wird dem Leser klar ersichtlich, wer auf der Seite der »Guten« und der »Bösen« steht. Viele persönliche Begebenheiten bezieht die Autorin in die Handlung mit ein, die traurig stimmen und für Entsetzen sorgen.
Fazit
Die fiktive Kleinstadt North Falls im US-Bundesstaat Georgia könnte durchaus auch Clifton-Town heißen mit ihren vielen miteinander verwandten Einwohnern. Die ganze Szenerie wird beherrscht von menschlichen Abgründen und Tragödien. Deren Tragweiten werden erst nach und nach offengelegt.
Der Titel der englischen Originalausgabe »We are all guilty here« (Wir sind alle schuldig hier) könnte die Lage in dieser Kleinstadt nicht besser ausdrücken.
Lange Kapitel ohne eingeschobene Absätze nehmen die Spannung etwas heraus. Der Text hätte gestrafft werden können, um das Wesentliche noch besser zur Geltung zu bringen. Eine Anhäufung von Figuren kann man als leichten Störfaktor empfinden. Der Schreibstil ist flüssig und die Handlung ist vielschichtig.
Dieses Buch ist für hartgesottene Thrillerfans zu empfehlen.
    An diesem Tag verschwinden die beiden fünfzehnjährigen Teenager Madison Dalrymple und Cheyenne Baker. Zwei Freundinnen, die nur sich selbst hatten und keinen Zugang zu anderen Gleichaltrigen suchten. Beide Mädchen haben schlechte Charaktereigenschaften in sich vereint. Sie sind aufmüpfig in der Schule, geben ständig Widerworte, passen nicht auf im Unterricht und sind abgelenkt durch ihre Handys. Cheyenne ist meist die Rädelsführerin und alles andere als ein »unbeschriebenes Blatt«.
Die Einwohner der Kleinstadt North Falls sind in Aufruhr. Chief Deputy Gerald Clifton und seine Tochter Deputy Emma Clifton sowie das hinzugezogene FBI arbeiten auf Hochtouren daran, den oder die Täter zu ermitteln. Man entdeckt die Fahrräder der beiden Mädchen, ein zerstörtes Handy und Blut am Fundort.
Madison wollte an besagtem 4. Juli noch mit Emmy sprechen und sie um Hilfe bitten, aber die hatte keine Zeit. Später macht sie sich große Vorwürfe. Madisons Stiefmutter Hannah ist außer sich vor Wut und Verzweiflung, als sie davon hört. Hannah und Emmy waren Freundinnen seit Kindheitstagen, aber jetzt hat Hannah mit ihr gebrochen.
Chief Deputy Gerald Clifton ist mittlerweile sechsundachtzig und immer noch im Dienst. Neben ihm und Tochter Emmy ist nun auch Emmys Sohn Cole als Deputy tätig. Der körperliche Verfall von Gerald ist nicht zu übersehen. Man wird erfahren, dass er an Krebs erkrankt ist und seine noch vorhandene Lebenszeit begrenzt ist. Die Alzheimer-Erkrankung im Endstadium von Geralds Frau Myrna belastet die ganze Familie schwer. Obwohl sie sich die Pflege aufteilen, muss sie letztlich in ein Heim. Die belastende Atmosphäre innerhalb der Familie hat Slaughter gut eingefangen.
Slaughter versteht es, Spannung aufzubauen, wenn der Anfang auch etwas träge ist. Sie legt verschiedene Spuren zu Personen, die als Täter infrage kommen. Einer davon, Adam Huntsinger, wird aufgrund von Indizien verurteilt. Nachdem er zwölf Jahre in der Todeszelle abgesessen hat, wird er auf Bewährung freigelassen. (Anm.: Das wirkt ziemlich konstruiert und nicht nachvollziehbar). Bald darauf verschwindet wieder ein Mädchen in North Falls. Dies gleicht demselben Muster wie die beiden zurückliegenden Vermisstenfälle. Nach den bisherigen Ermittlungen muss man davon ausgehen, dass es nicht nur einen Täter gibt, sowohl für den zurückliegenden als auch den aktuellen Fall.
Nach vielen Jahren taucht Emmys totgeglaubte ältere Schwester Martha wieder auf, die von dem neuen Vermisstenfall der jungen Paisley Walker in North Falls gehört hat. Die beiden Schwestern sind nicht gut aufeinander zu sprechen. Aus Emmys Sicht kann man fast von Hass sprechen. Emmys Verhalten lässt erkennen, dass sie aufgrund der vorangegangenen Ereignisse ein Trauma durchlebt. Martha Judean, die sich jetzt nur Jude nennt, reißt die Ermittlungen an sich, wie sie es aus ihrer Zeit als FBI-Agentin in San Francisco gewohnt war. Sie ist mittlerweile siebenundfünfzig Jahre alt und damit im obligatorischen Ruhestandsalter beim FBI. Die Vermutung liegt nahe, dass sie nach einer neuen Herausforderung sucht und wieder Kontakt zu ihrer Familie sucht.
Mit Jude kommen neue Ermittlungsansätze. Auch die beiden zurückliegenden Vermisstenfälle von vor zwölf Jahren werden mit einbezogen. Ein Täterprofil wird erstellt. Gesucht wird ein weißer Mann. Er ist in einer Position, die Bildung oder eine Ausbildung erfordert. Er hat häufig Kontakt zu Kindern und genießt eine
Vertrauensstellung in der Gemeinde. Slaughter versteht es geschickt, mehrere Spuren auszulegen.
Emmy und Jude stellen ihre Ressentiments in den Hintergrund, zudem ist Jude angetan von Emmys Sohn Cole, wie er sich in die Ermittlungen einbringt. Die Spannung zieht spürbar an. Fast kommt die Auflösung zu früh, was wieder einen Spannungsabfall bedeutet hätte. Aber Slaughter ist es mit einem Twist gelungen, für eine Überraschung zu sorgen und damit die Spannung hochzuhalten.
In diesem Thriller begegnen einem pädophile, psychopatische und andere »kaputte« Charaktere. Anders kann man es sich nicht erklären, wenn jemand seinen eigenen Sohn ans »Messer« liefert, um nicht in Verdacht zu geraten. Slaughter versteht es, die einzelnen Charaktere bildgewaltig zu beschreiben. So wird dem Leser klar ersichtlich, wer auf der Seite der »Guten« und der »Bösen« steht. Viele persönliche Begebenheiten bezieht die Autorin in die Handlung mit ein, die traurig stimmen und für Entsetzen sorgen.
Fazit
Die fiktive Kleinstadt North Falls im US-Bundesstaat Georgia könnte durchaus auch Clifton-Town heißen mit ihren vielen miteinander verwandten Einwohnern. Die ganze Szenerie wird beherrscht von menschlichen Abgründen und Tragödien. Deren Tragweiten werden erst nach und nach offengelegt.
Der Titel der englischen Originalausgabe »We are all guilty here« (Wir sind alle schuldig hier) könnte die Lage in dieser Kleinstadt nicht besser ausdrücken.
Lange Kapitel ohne eingeschobene Absätze nehmen die Spannung etwas heraus. Der Text hätte gestrafft werden können, um das Wesentliche noch besser zur Geltung zu bringen. Eine Anhäufung von Figuren kann man als leichten Störfaktor empfinden. Der Schreibstil ist flüssig und die Handlung ist vielschichtig.
Dieses Buch ist für hartgesottene Thrillerfans zu empfehlen.
