Die Düsternis hinter der Kleinstadtidylle

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sidis-bib Avatar

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In „Dunkle Sühne“ ermittelt Deputy Emmy Clifton in einem schrecklichen Doppelmord, der eine amerikanische Kleinstadt bis ins tiefste Mark erschüttert.

Um was geht es?
Es ist der 4. Juli in der idyllischen Kleinstadt North Falls. Der amerikanische Unabhängigkeitstag – ein Tag, den man mit der Familie verbringt, feiert und gemeinsam Spaß hat. Doch an diesem Tag ist alles anders. Die beiden 15-jährigen Mädchen Cheyenne und Madison verschwinden spurlos. Schon während der Ermittlungen drängen erste dunkle Geheimnisse an die Oberfläche – nicht nur bei den Mädchen, sondern auch von Einwohnern. Sind Cheyenne und Hannah noch am Leben? Wer könnte den Beiden etwas Böses wollen und warum? Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt …

Schon lange wollte ich mal einen Karin Slaughter lesen. Bei „Dunkle Sühne“ war es nun endlich so weit. Ein Thriller der Spitzenklasse, der mich nicht mehr losgelassen hat und den ich kaum auf die Seite legen konnte. Karin Slaughter schafft es wie keine Zweite, von so vielen Seiten dunkle Geheimnisse in einer vermeintlich sicheren, harmonischen Kleinstadt zu beleuchten. Familiengeheimnisse, die an die Oberfläche drängen. Düstere Verbrechen unterschiedlicher Schwere. Die Probleme von Teenagern. Persönliche Probleme aufgrund von toxischen Beziehungen und Rangeleien um Positionen. Das alles auf kleinem Raum mit einer begrenzten Anzahl Personen, zwischen denen sich interessante Spannungsfelder ergeben, auch und vor allem mit unserer Protagonistin – Deputy Emmy Clifton.

Emmy dürfen wir während ihren beruflichen Ermittlungen und ihrer persönlichen Entwicklung über eine lange Zeit begleiten. Sie ist voller Pflichtbewusstsein, sorgt sich immer um andere, sucht die Schuld bei sich anstatt bei anderen und vernachlässigt leider aufgrund ihrer toxischen Beziehung nur einmal ihre Pflichten als Deputy für ein paar Minuten – an jenem verhängnisvollen 4. Juli. Ausgerechnet als Madison – die Stieftochter ihrer besten Freundin Hannah – mit ihr sprechen möchte und danach spurlos verschwindet. Vielleicht ist das der Antrieb, der Emmy noch zielstrebiger ihren Weg gehen und auch mal unangenehme Entscheidungen treffen lässt, ohne Gnade sich selbst gegenüber. Und doch stellt sie immer wieder ihr Licht unter den Schwefel, obwohl sie clever und smart ist. Wir leiden und fiebern mit ihr, hoffen und bangen, kämpfen und zerbrechen – verstehen wir sie doch von Seite zu Seite mehr, indem wir ihre Familiengeschichte kennenlernen. Denn auch diese ist voller Geheimnisse, die Einfluss auf die Ermittlungen nehmen. Und so ist diese „Nebengeschichte“ fast genauso spannend, wie der eigentliche Fall.

Mein einziger persönlicher kleiner Wermutstropfen – die Kapitel sind so unfassbar lang. Ich bin ein Fan von kürzeren Kapiteln, damit ich auch mal zwischenrein lesen kann und finde es ganz schlimm, wenn ich „aus Gründen“ innerhalb eines Kapitels beim Lesen unterbrechen muss. Aber das sind persönliche Befindlichkeiten, die mein Gesamturteil nicht schmälern 😉 Außerdem erschließt sich mir die Covergestaltung nicht. Es ist wirklich toll gemacht, aber ich verstehe die Aussage und den Zusammenhang zur Story nicht. Falls es mir jemand erklären kann, jederzeit gerne 😊

Fazit:
Mein erster Karin Slaughter und sicher nicht mein letzter. Obwohl ich ein absoluter Thriller-Fan bin, hatte ich tatsächlich noch nie etwas von dieser Autorin gelesen. Ich bin restlos begeistert von der tollen Story, der Vielschichtigkeit des Buches, den Abgründen und auch den versöhnlichen Momenten. Ein besonderer Storymix. Ab jetzt steht Karin Slaughter regelmäßig auf meiner Leseliste.