Düster, vielschichtig und emotional – ein starker Reihenauftakt

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Ich bin schon lange ein Fan von Karin Slaughter, also war ich ziemlich gespannt, wie der Start ihrer neuen Reihe „North Falls“ ausfallen würde. Und um es gleich vorwegzunehmen: Ich wurde nicht enttäuscht – aber überrascht. „Dunkle Sühne“ ist anders als ihre bisherigen Bücher, ruhiger, nachdenklicher, aber genau das hat mir gut gefallen.

Das Cover hat mich sofort angesprochen – düster, neblig, mit Waldmotiv. Es passt perfekt zum Setting: ein abgelegenes Städtchen, viele unausgesprochene Geheimnisse, ein grausamer Mord. Die Stimmung ist von Anfang an beklemmend, man merkt sofort, dass hier etwas nicht stimmt – und genau das hält einen bei der Stange. Ohne zu viel zu verraten: Es geht nicht nur um einen Mordfall, sondern auch um familiäre Traumata, unterdrückte Erinnerungen und Schuld, die nie ganz vergeht.

Was mir besonders gefallen hat, ist die Hauptfigur – gebrochen, wütend, verletzlich, aber auch stark. Sie ist keine typische Thrillerheldin, und das macht sie umso glaubwürdiger. Auch die Nebenfiguren wirken lebendig und vielschichtig. Man hat beim Lesen wirklich das Gefühl, dass diese Menschen atmen, denken, leiden. Slaughters Figuren sind nie nur gut oder böse – sie sind kompliziert, genau wie echte Menschen.

Ihr Schreibstil ist gewohnt präzise und direkt, aber weniger reißerisch als in manchen ihrer früheren Bücher. Statt Blut und Gewalt steht hier mehr die psychologische Spannung im Mittelpunkt, was mir sehr entgegenkommt. Ich mochte, dass sich das Buch Zeit nimmt, die Figuren zu entwickeln, ohne dass es dabei je langweilig wird.

Mein Fazit:
„Dunkle Sühne“ ist ein vielversprechender Auftakt mit Tiefe, Atmosphäre und glaubwürdigen Charakteren. Wer actiongeladene Thriller sucht, wird hier vielleicht nicht voll auf seine Kosten kommen – wer aber Geschichten mag, die unter die Haut gehen und sich Zeit für ihre Figuren nehmen, wird dieses Buch verschlingen. Für mich ein gelungener Neustart – und ich freue mich schon jetzt auf den nächsten Band.