Ein Thriller, der unter die Haut geht

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lesehexe Avatar

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"Dunkle Sühne" von Karin Slaughter ist ein Thriller, der mich wirklich sehr gepackt hat. In der fiktiven Stadt Northfalls verschwinden zwei Teenager im Alter von 15 Jahren. Deputy Emmy Clifton übernimmt die Ermittlungen gemeinsam mit ihrem Vater, der Sherif der Kleinstadt ist. Im ersten Teil des Buches liegt die Spannung vor allem darin, dass die statistische Hoffnung, die beiden noch lebend zu finden, mit jeder Stunde schwindet. Die Ermittler rennen gegen die Zeit an, befragen Verdächtige und wieder und wieder wird der Leser auf eine falsche Fährte geführt. Zum Ende des ersten Teils wird ein Täter gefasst, dann geht es zwölf Jahre später weiter in der Handlung. Der einstige Täter muss freigelassen werden, weil er plötzlich ein glaubhaftes Alibi hat. Und prompt verschwindet erneut ein Mädchen. Ist die Polizei völlig auf dem Holzweg? Hat sie einen Mörder freigelassen? Oder ist alles doch ganz anders?

Karin Slaughter versteht es, einen spannenden Plot detailreich umzusetzen. Das Thema könnte nicht brisanter sein, denn behandelt es doch die Widerwärtigkeit von Sexualstraftaten an Minderjährigen. Setting ist ein kleiner Ort, an dem die Clifton-Familie das Sagen hat. Die Verwandtschaft ist breit gestreut, viele davon amtieren in wichtigen Positionen, jeder kennt jeden und das seit Generationen. Das wird sehr gut beschrieben, obwohl ich bei den vielen Figuren manchmal nicht sofort wusste, um wen es sich jetzt handelt. Man findet sich aber schnell wieder zurecht.

Die Hauptfigur Emmy Clifton hat mit total überzeugt. Gerade durch ihre persönliche Befangenheit, da sie eines der ersten Opfer gut kennt, handelt sie manchmal sehr emotional. Sie hat Ecken und Kanten, die sie sehr sympathisch wirken lassen. Dennoch nimmt man ihr die Courage, sich in einer Männerdomäne behaupten zu können, sofort ab. Auch die anderen Figuren sind gut und lebendig beschrieben.

Der Schreibstil ist manchmal etwas ausschweifend, war für mich aber nie langweilig, weil sehr flüssig zu lesen. Man konnte sich die verschiedenen Szenen, Settings und Personen mit ihren Gefühlen und Lastern sehr gut vorstellen.

Im Ganzen hat mir "Dunkle Sühne" ausgesprochen gut gefallen, weil es Karin Slaughter gelungen ist, ein brisantes Thema spannend und realitätsnah in einen Thriller zu verpacken. Viele unvorhersehbare Wendungen haben mich bis zum Schluss rätseln lassen, wer hinter den Verbrechen steckt. Der Spannungsbogen war sehr gut gelegt, und auch die Passagen, in denen es eher um das Privatleben der Hauptfigur ging, ließen keine Langeweile aufkommen.

Der Serienstart für Emmy Clifton ist meiner Meinung nach hervorragend gelungen und man darf sehr gespannt auf weitere Fälle von ihr und ihrem Team sein. Von mir eine klare Leseempfehlung.