Kaum Spannung, viel Leerlauf

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"Man sieht eine Menge, wenn man selbst praktisch unsichtbar ist."

In "Dunkle Sühne", dem Auftakt einer neuen Thriller-Reihe von Karin Slaughter, erschüttert das plötzliche Verschwinden zweier Mädchen die amerikanische Küstenkleinstadt North Falls. Die Ermittlungen übernimmt Deputy Emmy Clifton; für sie wird der Fall persönlich, als sich herausstellt, dass eines der verschwundenen Mädchen die Stieftochter ihrer besten Freundin ist. Während Emmy versucht, die Wahrheit ans Licht zu bringen, stößt sie auf eine Mauer des Schweigens hinter der gutbürgerlichen Fassade der kleinen Stadt, in der jeder jeden zu kennen glaubt.

Der Thriller „Dunkle Sühne“ bietet wohl das, was man von Karin Slaughter auch erwartet: einen äußerst komplexen Kriminalfall mit zahlreichen, sehr vielschichtig gezeichneten Figuren. Leider verliert sich der Roman dabei schnell und immer wieder in seiner eigenen, zuweilen unnötig überzogenen Detailverliebtheit.

Der Einstieg in die Geschichte ist dabei zunächst durchaus vielversprechend, doch schon nach kurzer Zeit wird die Anzahl der eingeführten Charaktere unüberschaubar hoch, was eine Orientierung fast unmöglich macht. Gleichzeitig entwickelt sich aber auch die Handlung selbst nur zögerlich – stattdessen dominieren ausufernde Dialoge, spekulative Gedankenspiele und ständige "Was wäre eigentlich wenn"-Diskussionen. Wer auf einen Spannungsbogen hofft, wird enttäuscht: Der Fall wird seziert, nicht erzählt.

Der Erzählstil von Karin Slaughter ist sehr detailverliebt und verliert sich zu oft in der Tiefe. Der Inhalt ist verwirrend komplex, aber gleichzeitig dann auch redundant und leider wenig packend. Wer Krimis eher wegen der Spannung liest, wird hier wenig mitgerissen.

Das trifft letztendlich gar nicht meinen -zugegeben- persönlichen Geschmack, deshalb bleiben "nur" 3 von 5 Sternen: handwerklich solide, inhaltlich aber langatmig und schwerfällig.