Palma und Krimi oh je

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lea sommer Avatar

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Dem sehr ansprechenden und gelungenen Cover des Buches und dem ebenfalls sehr vielversprechenden Covertext folgt sehr schnell die Ernüchterung. Das Buch ist kein Krimi, sondern eine Hommage an den Beruf eines Buchhändlers und die Insel La Palma - und entsprechend langweilig ist es. Selten musste ich mich so zwingen, ein Buch weiter zu lesen. Der Aufbau des Buches folgt einem Zeitstrahl mit Wochentagen- der Stück für Stück alle handelnden Personen abarbeitet und erst im letzten Drittel des Buches etwas mehr einen „roten Faden“ erkennen lässt. Alleine im ersten Kapitel wird aus sechs verschiedenen Perspektiven berichtet, bei neun perspektivwechseln im gesamten Kapitel. Im zweiten Kapitel waren es dann zehn Perspektivwechsel. Ein Auf und Ab - wie in einem Ferrari auf Kopfsteinpflaster. Inhaltlich wird viel erzählt, kein Kopfkino erzeugt. Überflüssige Sätze/Hinweise werden eingepflegt, die jedes Bild wenn es sich denn mal aufbaut - zerstören und den Lesefluss unterbrechen. Man trifft
sich z.B. zum Essen - und dann wird erst einmal detailliert beschrieben, wie jede einzelne Zutat verarbeitet wird und was es alles zu essen gibt, dass man den Bezug zum Handlungsverlauf schon verloren hat, wenn es dann endlich weiter geht. Mit Ortsnamen, Straßennamen und Namen von Restaurants, Kneipen und Gerichten - alles in Spanisch - wird nur so um sich geschmissen. Erst später im Text geht man dazu über, diese ansatzweise zu erklären. Wer noch nie auf La Palma war, oder sich intensiv mit spanischen Gerichten und Weinen auseinandergesetzt hat, vergeht hier der Appetit. Ich habe viel über den Beruf eines Buchhändlers gelernt und wie Bücher in die „Charts“ kommen - Dinge, die mich in einem Krimi überhaupt nicht interessieren, (aber erklären, wie dieses Buch an einen Verlag gekommen ist). Die Story an sich ist hier völlig zu kurz gekommen. Die 285 Seiten mit großer Schrift und großem Zeilenabstand hätte man gut auf 100 spannende Seiten kürzen können.
Fazit: Das Buch ist mühselig zu lesen, von „show don’t tell“, der Basis für ein gutes Buch ist nicht viel zu sehen. Ein guter Buchhändler und Juror, bezugnehmend auf die Vita der Autoren, ist nicht zwangsweise ein guter Autor. Keine Ahnung was sich hier die Lektoren, besonders im ersten Teil
gedacht haben. Vielleicht ist das Buch auch schlicht nur für eine besondere Klientel gedacht, der ich nicht entspreche - mich hat es leider nicht ansatzweise gepackt.