Ein heftiges Leben

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kainundabel Avatar

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Liebe und Leiden, Untreue und Verschweigen, Tragödien und Schmerz, Leben und Tod – der Stoff, aus dem Romane sind. Das gilt auch für Helga Hammers „Durch alle Zeiten“. Im Mittelpunkt: Elisabeth. In ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen, vor äußerlich idyllischer Bergweltkulisse, hinter der sich Abgründe auftun. Ihre Ausbildung zur Hausbesorgerin scheint dem Rollenverständnis der Zeit zu entsprechen, dem sittsamen Frauenbild der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts entspricht Elisabeth aber keineswegs. Drei Kinder von drei verschiedenen Männern; sie nimmt sich, was sie an Liebe bekommen kann und bleibt dennoch ständig auf der Suche. Die Geliebten sind nicht ehekompatibel. Ihr erster Mann Martin, kriegsversehrt, treusorgend, schweigsam, liebt Elisabeth von Herzen und die beiden Kinder Franz und Marta abgöttisch, ohne zu wissen, dass es nicht seine leiblichen sind. An die Stelle des zutiefst enttäuschten Martin tritt der reiche Josef, versoffen und gewalttätig. Mit dem debilen Alfons wird schließlich das dritte Kind in das Leben auf dem Hof geboren. Von Niklas, Elisabeths erster großer Liebe, kommt sie zeit ihres Lebens nicht los. In ihrem wechselvollen, heftigen Leben geht sie immer wieder Wege, die ihr ein anderes Leben eröffnen als das, welches ihr das Schicksal vorgezeichnet hat. Sie leidet unter „ihrer Unentschlossenheit, ihrem Überdruss, ihrem Zweifel, unter der Angst vor den toten Träumen und der Angst vor einem Leben ohne Träume“ und der Leser leidet durchaus mit. Neben fiktiven Elementen verbirgt sich hinter der Protagonisten lt. Nachwort eine reale Person. Der Autorin gelingt es durch geschickten Spannungsaufbau, überzeugende Sprache und Erzähltalent Empathien zu wecken. Dabei ist der Roman durch die Handlungsstränge in verschiedenen Zeitepochen raffiniert komponiert. Zugleich ist das aber auch ein Manko. Oftmals erkennt der Leser erst recht spät, in welcher Zeit und in welchem Lebensabschnitt Elisabeths er sich gerade befindet. Hier wären vorangestellte Jahreszahlen, klein und kursiv gedruckt, zu Beginn der Kapitel eine gute Orientierungshilfe. Fazit: ein lesenswerter Roman über das einfache und harte Leben einer Frau auf der immerwährenden Suche nach der erfüllenden Liebe.