Eine Frau die weiß wie sie sich Ablenkung verschafft

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obilot Avatar

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Die ganz passable LP des ersten Romans von Helga Hammer entwickelte sich beim lesen des ganzen Romans leider immer mehr zum Graus.

Die Protagonistin Elisabeth führt ein nicht ganz einfaches Leben auf einem einsam gelegenen Bergbauernhof in den österreichischen Bergen. Ihr Mann ist oft nicht anwesend. Die Kinder und die Tiere des Hofes, der sich im Laufe der Zeit zu einem großen Gasthaus mit Wildpark erweitert, überfordert sie. In Rückblicken erfährt man einiges über Elisabeths Vergangenheit. Je weiter ich diese Vergangenheit erfahren habe, umso weniger Verständnis hatte ich für die anfänglich als bedauernswerte und unterdrückte Frau darstellte Elisabeth, denn sie schmiss sich an jeden man der nicht bei drei auf den Bäumen war heran und wurde mindest zwei Mal von jeweils einem anderen Mann ungewollt schwanger. Beide Male versuchte sie das Kind ihrem späteren Mann unterzuschieben, den sie einzig aus dem Grund heiratet um einen Vater für ihre Kinder zu haben und der davon ausging, dass er der Vater sei. Die Wahrheit kommt allerdings kurz vor der Geburt des zweiten Kindes heraus. Die Scheidung folgt, ein neuer Mann und Versorger für die Kinder muss her. Auch diesen betrügt sie. Ein neues Kind folgt, von wem? Viele Jahre später als ihr erster Sohn schon 44 ist, kann sie die Vergangenheit nicht ruhen lassen und schreibt dem bislang ahnungslosen Vater von seinem Sprössling. Und auch der Sohn weiß bisher nicht wer sein Vater ist.

Zusammengefasst: Ein Buch das mich einfach nur fassungslos macht und bei dem ich mich frage, welches Weltbild der Autorin vorschwebte. Elisabeth hatte es in ihrem Leben sicher nicht leicht, allerdings war sie daran selbst alles andere als unschuldig. Und nicht nur sich selbst reitet sie ein ums andere Mal ins Unglück sondern auch die beteiligten Männer und die Kinder die aus diesen Verbindungen folgen. Die Männer haben teilweise gar nicht die Möglichkeit sich um ihren Nachwuchs zu kümmern, da sie entweder nichts von ihm wissen oder es ihnen von Elisabeth verwehrt wird. Leider scheint sie ihre Mitschuld gar nicht zu erkennen. Es mangelt diesem Roman sowohl an einer Selbstreflexion der Hauptperson wie auch einer Distanzierung der Autorin vom Geschehen. Elisabeths Handeln ist einfach nur selbstgerecht und egoistisch. Es wird alles so dargestellt als ob das ganz normal sein und die einzig leidtragende Elisabeth sei. Um zu dieser Meinung zu kommen muss man nicht altmodisch oder gar bigott eingestellt sein. Denn auch in unserer modernen Welt lässt sich wohl kein Mann ein ums andere Mal betrügen, belügen, ausnutzen und sich fremde Kinder unterschieben. Ganz zu schweigen, dass auch die Kinder die Konsequenzen dieser Taten mittragen müssen und auch gerne wüssten wer ihr wahrer Vater ist.

Was man der Autorin zugute halten kann ist ihr Erzählstil der durchaus kurzweilig und unterhaltsam ist. Sie versteht es die karge und herbe Landschaft der österreichischen Berge mit dem ebenso eintönigen Leben von Elisabeth zu verbinden.