Geschichte einer eigenwilligen Frau

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anke78 Avatar

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Helga Hammer schreibt in ihrem Buch „Durch alle Zeiten“ über das harte Leben von Elisabeth, die als zweites von fünf Kindern in ärmlichen Verhältnissen auf einem Bergbauernhof aufwächst. Elisabeth möchte es einmal besser haben als ihre große Schwester Helene, die als Dienstmagd im Pfarrhaus arbeitet, und setzt gegen ihre Mutter ihren Willen durch auf die Haushaltsschule zu gehen, wodurch sie auf ein besseres Leben hofft. Doch es kommt anders, denn die Familie ihrer großen Jugendliebe hält Elisabeth nicht für standesgemäß und ihre heimliche Beziehung hat keine Chance. Sie hält es zu Hause nicht mehr aus und geht nach England, um dort in einer Familie als Kindermädchen zu arbeiten. Als sie die Nachricht vom Tod ihrer Mutter erhält, kehrt sie zurück nach Deutschland. Dort bemerkt sie bald, dass sie schwanger ist – von ihrem Gastvater in England. Sie findet bald einen Mann, der sein Glück, dass eine schöne Frau wie Elisabeth ihn will, nicht fassen kann. Die beiden heiraten und Elisabeth jubelt ihm das Kind unter. Doch nach einiger Zeit wird es Elisabeth in ihrer Ehe zu langweilig und sie betrügt ihren Mann und wird wieder schwanger. Nun steht sie also da, ohne Mann, ohne ausreichendes Einkommen, dafür aber mit zwei Kindern. So heiratet sie dann also den Bergbauern Josef und zieht mit ihren Kindern auf den Brandstätterhof. Mit Liebe hat das nicht viel zu tun, Elisabeth erhofft sich einfach für sich und ihre Kinder en besseres Leben und eine gesicherte Zukunft. Doch ihr Mann entpuppt sich sehr schnell als gewalttätiger Charakter, der lieber im Ort mit seinen Kameraden Karten spielt und trinkt als sich um seine Familie zu kümmern. Und dann ist da ja noch der Tierarzt Niklas, Elisabeths große Jugendliebe, der doch immer Teil ihres Lebens geblieben ist.

Am Ende des Buches hat der Leser Elisabeth durch ihr ganzes Leben begleitet. Denn die Kapitel werden immer abwechselnd erzählt. Das Buch beginnt in der Winternacht, in der Elisabeth ihr drittes Kind zur Welt bringt. Im nächsten Kapitel gibt es dann den Zeitsprung zurück in Elisabeths Jugend. Und so wird dann eben Elisabeths Geschichte in diesen abwechselnden Abschnitten bis zu ihrem Lebensabend erzählt.

Wirklich sehr positiv ist der Schreibstil der Autorin. Auch trotz der immer wieder wechselnden Zeit, in der die Geschichte gerade spielt, lässt sich alles sehr flüssig lesen. Leider wird die Hauptfigur Elisabeth durch ihre ständig neuen Lügen und Eskapaden im Laufe der Geschichte immer unsympathischer. Die Männer werden von ihr betrogen und hintergangen und es wirkt so, als würden sie die Gefühle anderer Menschen nicht interessieren. Auch für ihre hat sie nicht genügend Zeit. Mit ihrem eigenen Leben ist sie grundsätzlich nicht zufrieden. Sicher hat sie viele Hürden und Probleme zu bewältigen, aber mit ihren ständigen Eskapaden trägt sie auch selber sehr viel dazu bei. Erst im Alter scheint sich etwas Zufriedenheit einzustellen. Ich hatte mir, auch nach der Leseprobe, leider etwas anderes von dem Buch versprochen. Ich hatte eine Geschichte mit mehr Tiefgang erwartet, in der auch einige andere Charaktere etwas mehr Raum bekommen. Natürlich wird hier Elisabeths Lebensgeschichte beschrieben und sie soll im Mittelpunkt stehen, aber einige Charaktere bleiben ziemlich blass und eher Randfiguren. Es wäre sicher interessant gewesen, auch mal die Sichtweise anderer Personen mitzubekommen.

Allerdings führt einem das Buch auch vor Augen, dass die freie Berufswahl und auch die freie Wahl des Partners vor nicht allzu langer Zeit eben nicht selbstverständlich für junge Frauen waren. Heute unvorstellbar, aber für Elisabeth war es schon ein Erfolg, dass sie die Haushaltsschule besuchen durfte. In den 50er-Jahren war das Leben noch geprägt von gesellschaftlichen Zwängen und harter Arbeit. Da war es nahezu ausgeschlossen, dass ein Mann aus gutem Hause eine nicht standesgemäße Tochter eines Bergbauern heiratet – wie es ja auch Elisabeth widerfahren ist.

Die Bewertung der Covergestaltung fällt mir auch etwas schwer. Grundsätzlich passt das Coverbild sehr gut zu den 50er Jahren, aber es spiegelt nicht wirklich Elisabeths Leben wieder. Denn in ihrem Leben war nicht viel Zeit und Platz für ausgiebigen Tanz und Vergnügen. Meiner Meinung nach hätte es passendere Möglichkeiten gegeben.

Alles in allem eine Lebensgeschichte, die sich sehr flüssig lesen lässt. Von mir drei Sterne.