Liebe frägt nicht nach Standesunterschieden

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Das Cover hat mich gleich angesprochen. Die Tänzerin strahlt absolute Hingabe und Lebensfreude aus.. Was für ein Unterschied zu der Geschichte, die einen erwartet.
Elisabeth ist das zweitälteste Kind einer armen Bergbauernfamilie in den österreichischen Alpen. 1940 geboren ist ihr Lebensweg vorgezeichnet: sich als Magd verdingen und möglichst bald heiraten. Selbstverwirklichung oder eine Liebesheirat gehören nicht zum Wortschatz der damaligen Zeit. Aber Elisabeth will mehr. Sie setzt durch, dass sie die Haushaltsschule besuchen kann, dadurch hat sie die Chance auf eine bessere Stelle und mehr Unabhängigkeit. Doch das Schicksal hat andere Pläne. Elisabeth verliebt sich in Niklas, den Sohn des Fabrikbesitzers. Er beginnt eine Liebschaft mit ihr, heiratet aber eine andere standesgemäße Frau. Die enttäuschte Elisabeth geht daraufhin nach England und kehrt schwanger zurück. Eine ledige Mutter ist eine Schande. Deshalb heiratet sie einen Mann, der sie umsorgt, den sie jedoch nicht liebt. Elisabeth ist nicht glücklich, will sich mit ihrem Leben nicht abfinden und scheitert erneut. Ihr Mann verstößt sie und sie ist gezwungen erneut eine Zweckehe einzugehen. Die neue Ehe mit dem Bauern Josef wird zur Hölle. Er sieht in ihr nur eine billige Arbeitskraft. Sie beginnt ihn zu hassen. Da tritt Niklas wieder in ihr Leben und die Liebe, die nie ganz erloschen war, flammt erneut auf. Doch die Situation ist hoffnungslos, da eine Scheidung für beide nicht in Frage kommt. Elisabeth beginnt daran zu zerbrechen.
Das Buch hat mich sehr berührt. Elisabeth ist eine starke Frau , manchmal rücksichtslos in ihrem Streben nach persönlichen Glück, aber gefangen in bürgerlichen Konventionen. Dreißig Jahre später geboren hätte sie wahrscheinlich studiert und Karriere gemacht. Niklas dagegen ist schwach, geht den Weg des geringsten Widerstandes. Er sieht Elisabeths Elend und bleibt tatenlos. Das macht ihn in meinen Augen nicht sympathisch, ebenso wenig wie alle anderen Männer, die Elisabeths Weg kreuzen.
Der knappe Erzählstil und der Wechsel zwischen Elisabeths alltäglichen Leben und ihren kurzen glücklichen Momenten lässt die ausweglose Situation umso deutlicher vor Augen stehen. Der Autorin verzichtet dabei dankenswerterweise auf Gefühlsduselei. Das Ende ist mir fast schon zu versöhnlich.
Das Buch bekommt von mir eine absolute Leseempfehlung. Vielleicht gerade auch für junge Frauen, die diesen Zwängen nicht mehr ausgesetzt sind.