Quer durch ein Frauenleben

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emmmbeee Avatar

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Eine unbekümmert tanzende junge Frau, einfach gekleidet, ziert das Coverbild. Man hat den Eindruck, dass sie sich am Leben freut. Doch das täuscht, denn die jeweiligen glücklichen Perioden in ihrem Leben währen nie besonders lange.
In einer präzisen, klaren Sprache wird Elisabeths Leben erzählt, die so voller Ziele in die Zukunft gestartet ist. Intelligent und ehrgeizig, wie sie ist, kann sie anfangs ihre Träume Schritt für Schritt in die Tat umsetzen, lernt die Liebe mit Niklas kennen, macht eine Ausbildung in England und kehrt in ihre Bergwelt zurück. Nein, mit Niklas gibt es keine gemeinsame Zukunft, doch «auch eine andere Mutter hat ein schönes Kind», und einer Familiengründung steht nichts im Wege. Leider kommt alles so ganz anders. Doch Niklas einfach vergessen und beiseiteschieben, das ist aus verschiedenen Gründen nicht möglich.
Die Story verläuft auf verschiedenen Zeitebenen wild durcheinander: Schwangerschaft, Heirat, Fremdgehen, erneute Schwangerschaft, immer ein neuer Partner, wieder ein anderer Vater für ihre Kinder. Ein wenig Glück, dann Gewalt und Betrug, dazu ein unkonventionelles Leben inmitten der eher archaischen Dorfgemeinschaft, deren Moralvorstellungen sie so gar nicht entspricht.
Als Leser wird man zwischen Sympathie für die Hauptprotagonistin, Mitleid, Zorn und Ablehnung hin und her gerissen. Ja, sie entpuppt sich als liebevolle Mutter, aber auch als bedenkenlose Ausreisserin aus der jeweiligen Ehe, Einbrecherin in andere Familien, Zerstörerin von herkömmlichen Gesellschaftsstrukturen.
Die Autorin spielt auf grosser Klaviatur quer durch die Empfindungen und Taten einer Frau, die ihr Ich entdeckt und sich nicht unterkriegen lassen will. Doch muss man mit voller Konzentration lesen, um immer gleich zu verstehen, von welchem Kind etwa, von welchem Partner nun gerade die Rede ist.
Ein Buch mit Tiefe, das den Leser fordert und ihm Einblick gewährt in Bereiche, die auch hierzulande nicht gerade alltäglich sind.