Unglückliche Herbstmilch-Variante

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"Durch alle Zeiten" war mein erstes Buch der Autorin Helga Hammer und ich muss leider sagen: Es hat mich ziemlich enttäuscht! Nach der in meinen Augen vielversprechenden Leseprobe hatte ich mich auf etwas ähnliches eingestellt wie etwa das tolle Buch "Ab heute heiße ich Margo!" von der Autorin Cora Stephan, das ich vor einigen Monaten hier kennen lernen durfte. Bedauerlicherweise weit gefehlt! Bekommen habe ich eine Art bäuerliche Abrechnung à la "Herbstmilch" von Anna Wimschneider, nur nicht so gut. Zugegeben hat mich die erzählte Geschichte - die mit dem Coverbild nicht unbedingt wahnsinnig viel zu tun hatte - stellenweise zwar berühren können, aber ich ärgerte mich zunehmend über zwei Dinge: Die Ereignisse werden zeitlich ziemlich bunt durcheinander gewirbelt erzählt, so dass es meist eine Weile dauerte, bis ich mitbekam, mit welchem Kind von welchem Mann die Protagonistin Elisabeth denn nun gerade wieder schwanger war bzw. welche Ehe sie jetzt gerade brach. Zugegeben ebenfalls, dass sie es nicht immer leicht gehabt hat: Ärmliche Verhältnisse, schwierige Zeitläuften (Elisabeth wurde 1940 geboren), eine unglückliche erste große Liebe, die damaligen moralischen Vorstellungen beispielsweise im Hinblick auf die Stellung der Frau, vor allem auf einem österreichischen Kuhdorf. Aber - und das ist neben den fehlenden Datenangaben der zweite meiner beiden oben erwähnten Kritikpunkte: Sie bricht bereits kurz nach ihrer unglücklichen ersten Liebesbeziehung in eine Ehe ein (ja, sie wurde verführt, war jung und brauchte das... ), wird schwanger. schiebt jedoch das Kind einem anderen Mann unter, einem seelisch labilen Körperbehinderten, den sie gerade noch rechtzeitig in die Ehe lotsen kann, betrügt ihn, wird - von einem ausnahmsweise unverheirateten nahen Verwandten - erneut schwanger, allerdings diesmal knapp vor der Geburt vom Ehemann erwischt. Nach der Trennung findet sie mit ihren nun zwei kleinen Kindern tatsächlich einen weiteren Mann, der sich allerdings zunehmend als Fehlschlag erweist. Geschlagen wird auch sie. Aber natürlich betrügt sie auch ihn. Und wird wieder schwanger. Ob von ihrem Mann oder ihrem wieder einmal verheirateten Verhältnis sei hier nicht verraten, ehrlich gesagt, ich weiß es wenige Stunden nach vollendeter Lektüre gestern Abend heute früh schon gar nicht mehr, denn am Ende war mir das ziemlich egal, ich wollte einfach nur noch fertig werden und las recht nachlässig. An einer Stelle allerdings las ich mich - fast wütend - fest: Elisabeths ältestes Kind erringt mit Mitte 40 berufliche Erfolge als Künstler. Nach einem öffentlichen Auftritt schickt sie das Programmheft an den Vater dieses Kindes, von dessen Existenz jener bisher nichts wusste. Ganz abgesehen davon, dass es fraglich ist, ob nach knapp einem halben Jahrhundert die alte Adresse noch stimmt, hat diese verantwortungslose Frau keinen Moment bedacht, dass der Mann mittlerweile verstorben sein könnte und dass seine Witwe ebenso wie er, wenn er denn noch lebte, die Ähnlichkeit zwischen ihrem ehebrecherischen Göttergatten und dem begabten Nachwuchs erkennen und daraus Schlüsse ziehen könnte? (Eine Frau übrigens, von der Elisabeth stets Zuneigung und Vertrauen entgegen gebracht worden war!)
Elisabeth hatte es nicht immer leicht und war eine hingebungsvolle Mutter, jedoch war ihr Verhalten fast immer Ursache ihres Unglücks und wirkte sich auch auf ihre Kinder aus.
Fazit: Weder die Geschichte noch die ungeordnete Form der Darbietung hat mich zufrieden stellen können. Schade!