Eine ungewöhnliche Sinfonie

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Was stellt man sich unter einem Buch mit dem Titel „Durch das Raue zu den Sternen“ vor? Zumindest eines, in dem der Protagonist durch eine schwere Zeit geht und dafür belohnt wird – und damit liegt man bei Christopher Kloebles Geschichte gar nicht so schlecht.

Denn die handelt von Arkadia, einer 13-Jährigen, die so ganz anders ist als Gleichaltrige und damit nicht dazu gehört. Warum Arkadia so anders ist? Weil sie von ihrer Mutter die Liebe zu Musik in einer für Jugendliche ungewohnten Ausprägung abbekommen hat, weil sie sich in Ideen festbeißen kann und sich meist gegen den Strich gebürstet verhält, und zwar auch, weil sie als Mädchen unbedingt in einem Knabenchor singen will. Das soll ihr ihre im Dorf ebenfalls ein Außenseiterdasein fristende Mutter, die verschwunden ist, zurückbringen. Ihr Vater ist Arkadia keine Hilfe, da er sich „in die Schmollecke“ zurückgezogen hat, also ist Arkadia auf sich allein gestellt – und sie macht das Beste daraus.

Mehr sei zur „Handlung“ nicht gesagt, denn die ist in dieser Geschichte nachrangig, hier geht es vorwiegend um die Innensicht bzw. den Weg eines ungewöhnlichen Mädchens – und die ins Schriftstellerische übertragene Haltung des Autors, die der Arkadias nicht unähnlich ist: Sein Werk ist poetisch, wobei es in (meist) einfacher, zur Erzählweise einer 13-Jährigen passenden Sprache daherkommt, es ist energisch bis raubeinig (wie Arkadia sich Dinge „leiht“, um ihre Ziele zu erreichen) und es ist tragikomisch, weil das eigentliche Geschehen um Arkadia tragisch ist, sie es aber leichtnimmt (entgegen dem Umstand, dass sie Moll genannt werden möchte). Arkadia (und ihre Geschichte) ist so anders, dass sie diesem Umstand gar nicht zu bemerken scheint, sie „pfeift“ einfach auf Regeln, Gesellschaft, ordnet letztlich alles ihrer Zielerreichung unter. Damit gibt das Buch seiner Leserschaft eine der üblichen Botschaften mit: Es lohnt, für seine Ziele zu kämpfen, die Liebe zu etwas (hier der Musik) kann einen tragen – und doch ist es ungewohnt, trotz eher einfacher Sprache nicht immer leicht zu lesen, vielleicht weil Arkadia in ihrem Durchsetzungswillen beinah rücksichtslos vorgeht. Am meisten verdutzt hat mich, dass ich das Buch nicht in Bayern verortet hätte, obwohl sowohl der Name des Autors deutsch klingt als auch der Knabenchor ein Indiz dafür war, vielleicht erwarte ich derartige Protagonisten einfach nicht in Deutschland – diese Überraschung ist es auch, weshalb die 3,5 Sterne für diese Geschichte aufgerundet werden.