Für mich aus persönlichen Gründen ein sehr bewegendes Buch

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heinoko Avatar

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Die Ankündigung und der Verlagstext über diesen Roman haben mich sehr, sehr neugierig gemacht. Ich kannte bislang kein Buch, das ein 13-jähriges Mädchen, hochmusikalisch, zur Hauptfigur macht, ein Mädchen, das nichts anderes will als singen, gut singen, so sehr, dass es in einem der besten Knabenchöre aufgenommen wird. Und das, wen wundert’s, eine Außenseiterin ist. Allein aus der Verlagswerbung war ich bereits sicher, dass jemand meine persönliche Geschichte aufgeschrieben haben muss, ohne mich zu kennen. Und endlich konnte ich in diesem Roman lesen, wofür ich selbst nie Worte gefunden hatte: Wie es jemandem ergeht im pubertären Alter, für den klassische Musik, der Gesang, das wesentlichste Ausdrucksmittel ist, der von seiner Umwelt nicht verstanden wird und sich deshalb in eine eigene Welt zurückzieht, in der nur jemand Zugang findet, der die Sprache der Musik ebenso versteht wie die Hauptperson des Buches.
Arkadia will nicht wahrhaben, dass ihre Mutter, von der sie ihre musikalische Begabung geerbt hat, für immer fort ist. Mit großer Fantasiekraft ausgestattet, ist sich Arkadia sicher, dass ihre Aufnahme in dem weltberühmten Knabenchor und ihr Auftreten auf großen Bühnen ihre Mutter zur Rückkehr zwingt.
Die Person Arkadia wird vom Autor sowohl feinfühlig als auch distanziert-sezierend dargestellt. Beim Lesen fragte ich mich immer wieder, ob jemand sich, der nicht diesen bedingungslosen Drang kennt, sich mit klassischer Musik auszudrücken, überhaupt in Arkadia hineinversetzen kann. Zielstrebig, geradezu verbissen ist Arkadia einerseits, andererseits aber auch sehr verletzlich und empfindsam. Eingebettet in viel Musik erzählt der Autor sehr empathisch und teilweise in überraschenden Sätzen, immer auch bewegend eine Geschichte, die zu lesen mir sehr nahe ging. Auch, oder vielleicht gerade weil die Geschichte letztlich immer etwas Vages, Unausgesprochenes hat, weil ein Reifeprozess, wie wir ihn erwarten würden, irgendwie nicht fassbar in den Worten auf der Strecke bleibt und dem Leser letztlich abfordert, durch eigenes gedankliches Spiel das Buch zu Ende zu denken.
Für mich aus persönlichen Gründen ein besonders bewegendes, nahe gehendes Buch.