Musikalisch verhallende Töne

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"Durch das Raue zu den Sternen" von Christopher Kloeble wurde mir in meiner Lieblingsbuchhandlung als absolutes Highlight empfohlen, sodass meine Erwartungen entsprechend hoch waren. Umso bedauerlicher ist es für mich, dass mich der Roman letztlich nicht so erreichen konnte, wie ich es erhofft hatte.
Der sprachliche Stil ist zweifellos besonders. Kloeble schreibt poetisch, arbeitet mit verschachtelten Sätzen und verleiht dem Text eine gewisse Musikalität. An sich mag ich solche Sprachgewalt sehr, hier jedoch empfand ich sie als nicht ganz passend. Denn die Geschichte wird aus der Sicht von Arkadia, genannt Moll (ein 13-jähriges Mädchen), erzählt. Ihre jugendliche Stimme wirkte auf mich nicht authentisch im Zusammenspiel mit dieser literarischen Schwere.
Arkadia selbst war für mich ein weiterer Knackpunkt. Sie ist überzeugt davon, musikalisch hochbegabt zu sein und verhält sich dabei oft rotzig, frech und rüpelig. Grundsätzlich schätze ich Figuren mit Ecken und Kanten, doch in diesem Fall konnte ich keine Nähe zu ihr aufbauen. Ich empfand sie nicht als sympathisch oder besonders berührend, sondern eher anstrengend – und das trotz ihrer schwierigen Kindheit. Ihre Mutter hat die Familie Hals über Kopf verlassen, ohne dass die Hintergründe für mich ausreichend genug beleuchtet wurden. Auch die Beziehung zum Vater bleibt distanziert und spannungsgeladen, teilweise sogar erschütternd. Das hätte viel emotionales Potenzial geboten, wurde für mein Empfinden aber nicht genügend entfaltet.
Ein zentrales Element des Romans ist die Musik. Arkadia möchte unbedingt im Knabenchor singen. Hier erlebt sie Aufstieg und Herausforderungen und das Thema durchzieht die gesamte Handlung. Für Leser:innen, die selbst eine Nähe zur Musik haben, mag dies eine große Bereicherung sein. Da ich jedoch selbst völlig unmusikalisch bin und weder mit Noten noch mit Chorgesang etwas anfangen kann, blieb mir vieles fremd und unzugänglich. So wurde die Lektüre für mich zu einer zähen Erfahrung.
Bei aller Kritik möchte ich dennoch betonen, dass der Roman literarisch ambitioniert ist und gewiss seine begeisterte Leserschaft findet. Für mich persönlich waren die knapp 240 Seiten jedoch anstrengend und nur schwer greifbar. Der Titel und die Grundidee haben mir sehr gefallen, doch insgesamt konnte mich die Geschichte nicht überzeugen.

"Durch das Raue zu den Sternen" ist sprachlich kunstvoll und thematisch ungewöhnlich, doch meine Erwartungen konnte es nicht erfüllen. Ich vergebe dafür 3,5 Sterne – wissend, dass andere Leser:innen darin ein großes Highlight sehen, während es mir leider fremd blieb.