The Chinese Room und ganz viel mehr

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martinabade Avatar

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Als der Umschlag in meinem Briefkasten lag, und ich am Schreibtisch einen ersten Blick in das Buch warf, kamen dann doch die ersten Zweifel. Ich hatte mich so aus Jux und Dallerei gemeldet, um mich mit dem Band zu befassen.

Da standen ja schließlich so Worte auf dem Umschlag wie „einfach“ und „schnell“. Dann sollte das auch für mich möglich sein. Und nun lag es da. Quietschorange und grellbunt, eine riesige Mind Map, doch alles ziemlich bedrohlich.

Um im KI Jargon zu bleiben, blieb mir nichts, als das Objekt systematisch zu untersuchen, um mich der Causa zu nähern.

Die erste Assoziation war: KOSMOS ist der Verlag, der uns seit Jahrzehnten mit den Geschichten um Justus, Peter und Bob, den ??? aus Rocky Beach versorgt. Das ist eindeutig ein Pluspunkt.

Das Buch selbst ist eindeutig gegliedert, das Inhaltsverzeichnis ist gut strukturiert und die Systematik der einzelnen Kapitel erschließt sich der Leserschaft schnell. Die Übersetzung scheint sorgfältig und penibel, sowohl der Übersetzer als auch der Grafiker werden namentlich erwähnt.
Es gibt einen gut verschlagworteten Index und eine Literaturliste, in der sowohl Bücher als auch Online Ressources, Podcasts und Magazine genannt werden. Mal sehen, wie aktuell diese Liste in drei Jahren noch sein wird.
In seinem nur zweiseitigen Vorwort skizziert der Autor den Weg durch das Buch und endet mit dem provokanten Wunsch, er wünsche uns eine gute Erkundung der 50 provokanten Fragen durch die Welt der Künstlichen Intelligenz. Na klasse.

Und gleich in den ersten Kapiteln wird uns klar, dass dies hier kein easy going Bilderbuch mit ein par Untertiteln ist. Denn natürlich kommt auf die Frage „Was ist künstliche Intelligenz?“ erst mal die Gegenfrage: „Was ist denn Intelligenz?“ Wir lernen über den Chinese Room und den Turing Test. Puh, …………… endlich eine Person, die ich kenne. Wenn auch nur aus dem Kino in der Darstellung von Benedict Cumberbatch. Bis zum Ende des Kapitels wissen wir, was ein neuronales Netzwerk ist. Oder haben wenigstens eine leise Ahnung.

Von etwas anderem haben wir jetzt auch eine leise Ahnung. So poppig, lustig und bunt dieses Buch daherkommt, die Lektüre und das Verstehen der Inhalte geht nicht, ohne dass wir unsere Hirne intensiv benutzen. Und für mich als Geisteswissenschaftlerin heißt das, nicht nur denken wie ich das gewohnt bin sondern lernen zu denken wie Naturwissenschaftler, wie IT-ler, wie Computer. So kurz die Texte sind, manchen Abschnitt habe ich 10 Mal lesen müssen, um wenigstens formulieren zu können, was ich nicht verstehe.

Menschen, die sich in diesem Metier besser auskennen als ich, werden sicherlich die einzelnen Kapitel einzeln für sich lesen können. Für mich sehe ich das (noch) nicht. Aber ich arbeite dran.