Auf der Insel des Schicksals

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ryria Avatar

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Laelias Zukunft erscheint traumhaft und relativ gesichert: Nach der erfolgreichen Teilnahme bei den Jagdspielen erwartet sie die Hochzeit mit ihrem langjährigen Freund und der Thron ihres Fürstentums. Blöd nur, dass sie aus unerklärlichen Gründen plötzlich auf der Seite der Gejagten landet und sich alle Pläne in Luft auflösen.
Das Setting erinnert auf den ersten Blick natürlich an die Tribute von Panem: Jugendliche treten in einer Art Arena (hier einsame Insel) gegeneinander an, die Teilnahme wird durch Lose geregelt, in der Wildnis erwarten sie gefährliche Tiere und irgendwer ist mit dem ganzen System nicht mehr so wirklich einverstanden.

Darüber hinaus entwickelt sich die Geschichte aber schnell zu etwas ganz eigenem. Die Adeligen sind französisch angehaucht und benehmen sich größtenteils auch so wie diejenigen, die sich bei uns dann damals in der französischen Revolution "verantworten" mussten. Der Haken hier ist jedoch, dass jedes Adelshaus über eine andere Art von magischer Kraft verfügt. Dieses ganze System fand ich toll ausgearbeitet, verschiedene Farben, Blumen und Kräfte verleihen den Adligen eine zusätzliche angeborene Identität und Zugehörigkeit, die im Laufe der Geschichte auch auf die Probe gestellt wird.

Die Handlung wird aus der Perspektive von Laelia erzählt und als Leser ist man genauso ratlos wie sie. So fragt man sich von Anfang an, was bei der Auslosung schief gelaufen ist, doch statt Antworten kommen nur immer mehr Fragen hinzu, was gut Spannung aufbaut - nichts läuft wie geplant, nichts ist so, wie es scheint.
Der Schreibstil ist hierbei angenehm zu lesen, zeitweise konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen, aber auch die Kapitellänge erschien mir genau richtig.

Zu meinen Highlights zählten die Beschreibungen, sowohl der Landschaft, der Gesellschaft als auch der Charaktere. Diese kann man sich gut vorstellen, aber auch an Details zu ihren Hintergrundgeschichten wird nicht gespart. Statt einfacher Nebencharaktere erkundet der Leser die Insel zusammen mit authentischen Personen voller Sorgen, Ängsten, Stärken und Hoffnungen.
Auch die "Überlebenstricks" auf der Insel fand ich spannend zu lesen - ich hoffe zwar nie auf einer einsamen Insel zu stranden, aber immerhin hätte ich dann schon ein paar Ideen.
Zuletzt hervorheben möchte ich Laelia selber: Meiner Meinung ist sie ein absolut gelungener Hauptcharakter. Anstatt stur bei ihren Ansichten zu bleiben hinterfragt sie das, was ihr falsch vorkommt und entwickelt sich charakterlich im Verlauf der Handlung weiter.