Tolle Action ohne Anspruch

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alasca Avatar

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Meine Vorrezensenten haben die Handlung schon hinreichend zusammengefasst, daher spare ich mir das als Einstieg.

 

Die Geschichte setzt 2 Jahre nach den Ereignissen von Band 1 ein. Auch wer den ersten Band nicht gelesen hat, dürfte keine Schwierigkeiten haben, in die Geschichte hineinzukommen. Wir begegnen Paige wieder, die im Auftrag von Tangent mit einer Entität unterwegs ist. Schon in der Eröffnungsszene wird scharf geschossen, Fahrzeuge gehen in Flammen auf, die Protagonistin wird entführt, kann aber in letzter Sekunde noch einen Notruf absetzen. Der aktiviert Travis, ihren Mitstreiter aus Band 1, der seither unter falschem Namen ein unauffälliges Leben lebt. Im Wesentlichen wird die Geschichte aus der Perspektive von Travis erzählt, und wir erfahren Schritt für Schritt das, was er erfährt, erkennen, was er erkennt und rätseln und bangen bei jedem Schritt mit.

 

Lees Stärke ist nicht so sehr die ausgefeilte Darstellung von Figuren und ihrem Innenleben. Zwar sind die Hauptpersonen Travis und Paige gut gezeichnet, vor allem Travis´ Geschichte und Hintergrund geben dem Charakter Tiefe (dazu sollte man aber doch Band 1 gelesen haben). Auch mit ihrem Gegner, der erfrischend „gut“ für einen „Bösen“ ist, ist Lee eine überzeugende Figur gelungen. Einzig die neue Mitstreiterin Bethany bleibt etwas blass. Das Bühnenbild wiederum, vor dem die Protagonisten agieren, ist so gekonnt gemalt, dass ich auch jetzt noch einen Film im Kopf habe: Von den verlassenen Städten ohne jedes Fahrzeug, in denen der Wind durch die Gerippe der Hochhäuser pfeift, und vor allem von der Stadt in der Wüste, in der sich alles entscheidet. Auch die Grundidee hat mich überzeugt – wobei ich nicht weiß, wie ein Physiker über die diversen Entitäten denken würde. Das alles ist in sich stimmig und interessant. Aber das ist nicht das, was dieses Buch zum Pageturner macht, sondern: Ständig GESCHIEHT etwas, die Abfolge der Entwicklungen ist zwingend, nötigt die Helden und ihre Gegner zum Handeln und mündet in eine für mich schlüssige Auflösung. Die Sprache ist klar und schnörkellos und liest sich flüssig. Als Drehbuchautor ist Lee Experte für funktionierende Plots, und das merkt man dem Buch an.

 

Feinsinn und Rafinesse sucht man hier vergebens. Kopfkino ohne großen Anspruch genießen will, wird mit diesem Buch bestens unterhalten. Manchem mag das zu krude erscheinen; es kommt halt darauf an, was man erwartet. Ich habe es im Rekordtempo ausgelesen.  

 

Es würde mich überhaupt nicht wundern, von einer Verfilmung zu hören - der Stoff schreit förmlich danach.