Gelungene Zukunftsaussichten

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waldeule Avatar

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Eigentlich ist Jugend-Sience-Fiction nicht meine Leserichtung. Eigentlich! Doch dieses Buch hat etwas geschafft, was schon lange keinem anderen Buch mehr geglückt ist: es hat mich in seinen Bann gezogen und so gefesselt, dass ich es auf zwei Tagen ausgelesen hatte. Von daher: ein sehr empfehlenswertes Buch, zumindest von jemanden, der weder der Zielgruppe angehört noch in diesem Genre zuhause ist.

Ich konnte wunderbar in diese Zukunftsvision eintauchen, die ich nicht nur als sehr gut beschrieben, sondern auch als schlüssig empfand. Im Gegensatz zu den zahlreichen Dystopien, die momentan den Buchmarkt überschwemmen, wird hier eine einladende Zukunft beschrieben, eine Zukunft, die ohne große Katastrophenszenarien auskommt. Das Buch bleibt sich selbst treu und verzichtet auch im gesamten Verlauf auf dramatische Ereignisse, wobei es natürlich die ein oder andere Konfliktsituation gibt. Hauptsächlich geht es um den Alltag der Geschichtsstudentin Jarra, die aufgrund eines Gendefekts die Erde im Gegensatz zu allen anderen „normalen“ Menschen nicht über Portale verlassen kann. In der Ausgrabungsstätte New York trifft sie auf Studenten von anderen Planeten, die von „Neandern“ wie ihr völlig andere Vorstellungen haben und denen sie diese Besonderheit zunächst verheimlicht. Mich hat gerade dieses „ganz normale“ Leben in der Zukunft fasziniert und immer wieder musste ich über so manchen gelungenen Einfall der Autorin schmunzeln.

Jarra war mir sympathisch, sie ist eine junge Frau, die einerseits weiß, was sie will, andererseits doch über ein nur sehr geringes Selbstbewusstsein verfügt. Sie ist eine Streberin und trumpft im wahrsten Sinne des Wortes zu Höhenflügen auf, dennoch fand ich ihre Überlegenheit aufgrund ihres ganz besonderen Hintergrunds nachvollziehbar. Zwar schlägt sie sich mit typischen Problemen von Jugendlichen herum und obwohl ich dafür eindeutig zu alt bin, fand ich es genau im richtigen Maß.

Das Buch ist (entsprechend zur Ich-Erzählerin Jarra) in einer sehr einfachen, jugendlichen Sprache geschrieben. Es ist ein unterhaltsamer und entspannender Roman, der sich sehr flüssig liest und mich völlig abschalten lies. Genau das richtige nach einer stressigen Arbeitswoche. Sehr gut gefallen hat mir der ironische Touch, der immer wieder durchkommt und der dem Buch eine gewisse Leichtigkeit verleiht.

Anders als andere Fantasy-Trilogien ist dieser Roman abgeschlossen und dafür bin ich sehr dankbar. Am Ende eines Buches möchte ich zumindest ein vorläufiges Ende der Geschichte haben und das hat hier sehr gut funktioniert. Deshalb und weil mir das Buch ausnehmend gut gefallen hat, werde ich wohl auch den Folgeband lesen. Allerdings hätte ich mir einen etwas spektakuläreren Schluss gewünscht, der große emotionale Knall, auf den ich das ganze Buch über gewartet habe, verpufft sehr kurz abgehandelt. Das kostet dem Buch den fünften Stern, den ich ansonsten gerne vergeben hätte.

Fazit: Die Autorin hat es wunderbar geschafft, mich in eine zukünftige Welt mitzunehmen und darin eintauchen zu lassen. Beste Leseunterhaltung für entspannende Coachabende.