Glitzer und Aliens

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lily2311 Avatar

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Schon nach den ersten Seiten von Earthventure in Las Vegas war ich wieder voll im „Earthventure-Modus“: dieses wunderbar schräg-liebenswürdige Gefühl, wenn außerirdische Logik auf menschliches Chaos trifft. Las Vegas ist dafür natürlich die perfekte Bühne – grell, laut, überdreht. Ich hatte ständig das Bild vor Augen, wie die Angrodaner mit großen Augen vor den Slotmaschinen stehen und versuchen, die Regeln des Glücks (und der Menschen) zu verstehen, während draußen die Wüste ganz still bleibt.

Was mir besonders gefallen hat: der Blick von außen. Die Figuren schauen auf uns und unsere Rituale – vom Casino-Aberglauben bis zu glitzernden Hochzeitstempeln – mit einer Mischung aus Neugier, Ratlosigkeit und echter Zuneigung. Das ist witzig, manchmal herrlich absurd, aber immer warmherzig. Ich habe mehrmals laut gelacht, dann wieder innegehalten, weil hinter dem Klamauk kleine, kluge Beobachtungen über Gier, Zufall, Freundschaft und Identität stecken. Diese leise Melancholie zwischen Neonlicht und Staub mochte ich sehr.

Die Dynamik im Team funktioniert für mich: viel Schlagabtausch, kleine Sticheleien, aber am Ende dieses Gefühl von „Wir gegen den Wahnsinn da draußen“. Der Ton bleibt locker, dialoggetrieben und flott, genau richtig für einen Lesesnack, der trotzdem ein bisschen Herz mitbringt. Besonders die Szenen, in denen außerirdische Höflichkeit auf menschliche Geschäftstüchtigkeit prallt, sind Gold wert.

Wenn ich etwas anmerken darf: Zwischendurch hätte ich mir eine Spur mehr Tiefe in einzelnen Nebenfiguren gewünscht – hier und da bleibt eine Pointe wichtiger als die Konsequenz. Und an ein, zwei Stellen dreht sich der Humor minimal im Kreis. Aber das sind kleine Wackler in einem insgesamt sehr runden Leseerlebnis.

Earthventure in Las Vegas ist für mich perfektes Feierabendfutter: leicht, clever, herzlich – mit genau der richtigen Portion Sci-Fi-Charme und Gesellschaftssatire. Ich habe mich bestens unterhalten gefühlt und freue mich schon auf das nächste Abenteuer mit der Crew. Neon an, Gehirn auf Spaßmodus – los geht’s.