Wenn Außerirdische das Menschsein entdecken

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coni90 Avatar

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Josh fällt aus allen Wolken, als er auf den Angrodaner Odiklu trifft. Noch kaum realisiert geschweige denn verarbeitet, dass es Außerirdische gibt, schlägt ihm dieser einen Deal vor: für das Beherbergen, Unterhalten und Betreuen einer Touristin vom Planeten der Angrodaner erhält er im Gegenzug eine außerirdisch hohe Bezahlung in irdischer Währung. Josh lässt sich dennoch auf den Deal ein und erwartet Angrodanerin Ulionk, die sich insbesondere auf den versprochenen illegalen Hahnenkampf freut... Wird schon schief gehen!

Beatrice Sonntag entführt uns mit „Earthventure in Las Vegas“ in eine charmant-abgedrehte Geschichte, in der Außerirdische im Rahmen eines Urlaubs auf die Eigenheiten der Menschheit treffen – mit jeder Menge Situationskomik, Herz und Augenzwinkern.

Schon im ersten Abschnitt habe ich den intergalaktischen "Reiseveranstalter" und gebürtigen Angrodaner Odiklu ins Herz geschlossen. Seine neugierige, offene Art und die unbeholfenen, aber herzerwärmenden Versuche, mit Menschen in Kontakt zu treten, waren einfach zu goldig. Auch Josh als menschlicher Reiseführer ist ein sympathischer, bodenständiger Charakter, dessen eintöniges Leben durch den touristischen Besuch der Angrodaner ordentlich durcheinandergewirbelt wird.

Die Geschichte lebt von vielen kleinen, humorvollen Details. Dabei schafft es die Autorin, aus scheinbar banalen Alltagsbeobachtungen immer wieder witzige oder liebevolle Momente zu zaubern. Besonders schön empfand ich, wie sich das Außergewöhnliche mit dem Alltäglichen vermischt z.B. wenn Angrodanerin und "Touristin" Ulionk auf kindliche Weise fasziniert auf menschliche Eigenheiten reagiert.

Ab dem Eintreffen von Ulionk aka "Tante Uli" nahm die Geschichte spürbar Fahrt auf. Die Szenen mit ihr, Josh und weiteren Figuren waren nicht nur komisch, sondern oft auch herzallerliebst. Ulionk brachte eine ansteckende Energie in die Handlung und ihre offene Sicht auf die Welt sorgte für viele charmante Missverständnisse. Besonders gelungen fand ich, dass trotz aller Albernheiten immer auch eine warmherzige Botschaft über Neugier, Toleranz und das Miteinander verschiedener Wesen (oder eben Kulturen) mitschwang.

Natürlich blieb die Handlung eher seicht und humorvoll, was auch ihren Reiz ausmacht. Man sollte keine tiefgehende Science-Fiction oder komplexe Charakterstudien erwarten, doch genau diese Mischung aus sanftem Witz, liebevoller Skurrilität und positiver Grundstimmung macht das Buch so besonders.

Das Finale war für mich ein rundes, versöhnliches Ende mit einem Augenzwinkern und der Aussicht auf eine Fortsetzung, die ich gerne lesen möchte. Besonders mochte ich, wie sich Josh im Verlauf des Buchs entwickelte, ohne seine Bodenständigkeit zu verlieren.

Ein kleiner Kritikpunkt: Bei den irdischen Figuren hätte ich mir manchmal etwas mehr Tiefe gewünscht. Vor allem bei Josh, dessen Hintergrund und Motivation noch Raum für Entwicklung bieten. Aber die Geschichte funktioniert auch so als humorvolle, charmante Alltagsflucht mit einem Hauch intergalaktischer Lebensfreude.

Fazit: Ein liebevoll-verrücktes Abenteuer mit leichtem Witz, Herz und einem Schuss Gesellschaftssatire. Die Angrodaner muss man einfach liebhaben! Kurzweilige Wohlfühllektüre für alle, die Lust auf sympathische Figuren, charmante Absurditäten und sanften Humor haben.