Gelungene Mischung zwischen Historie und Krimi

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waldeule Avatar

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Ein Krimi, aber weit mehr als das, denn sehr gut eingewoben ist das alltägliche Leben im Nachkriegsdeutschland. Von daher: historischer Roman und Krimi, wobei hier beides zu seinem Recht kommt.

Die Krimihandlung ist sehr unblutig, genauso mag ich es. Es werden keine unnötig grausamen Schilderungen und Beschreibungen gemacht, sondern die Tat ist „nur“ der Aufhänger, ganz andere Geschichten zu erzählen. Das hat mir sehr gut gefallen.

Eng verknüpft mit den beiden Hauptpersonen, Friedericke Matthée von der weiblichen Polizei und dem englische Lieutenant Richard Davies, erzählt das Buch von Menschen und ihren Schicksalen während und nach dem Krieg sowie vom ganz alltäglichen Überlebenskampf im zerstörten Köln. Das wird sehr bildhaft beschrieben und ich konnte mir die Armut, Hunger und Kälte sehr gut vorstellen. Das Buch gleitet aber nicht ins dramatische ab, sondern bleibt trotz aller Schicksalsschläge angenehm zu lesen. Sehr interessant fand ich auch die Schilderungen des Kontakts zwischen Deutschen und Engländern als Besatzungsmacht, genauso wie die unterschiedlichen Sichtweisen auf den vorausgegangenen Krieg. Beate Sauer versteht es sehr geschickt, die Wege ganz unterschiedlicher Personengruppen kreuzen zu lassen, so dass ein sehr vielfältiger Eindruck aus dieser Zeit entsteht.

Der Kriminalfall wird überwiegend durch Ermitteln und Vernehmen vieler verschiedener Leute gelöst. An sich gefällt mir diese Herangehensweise, aber zwischendurch zieht es sich meiner Meinung nach etwas in die Länge. Irgendwann habe ich auch den Überblick über die ganzen Personen verloren, die mehr oder auch nur ganz am Rande mit dem Vorfall zu tun hatten. Und so manches Ergebnis ging mir gerade gegen Ende hin zu schnell.

Fazit: Ein schön zu lesender Kriminalroman, der sehr viel über das Leben im Nachkriegsdeutschland erzählt. Das hat mir gefallen und so gibt es trotz einiger Schwachstellen 4 Sterne.