Absolut empfehlenswert!

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
abibliophobia Avatar

Von

Meine Erwartungen an Markus Thieles Roman "Echo des Schweigens" waren hoch, weil ich einen ähnlich gutes Buch wie Der Fall Collini erwarte, der meine eigenen Grenzen verschwimmen lässt und mich von meinem Schwarz-Weiß-Denken abbringt. Um es vorweg zu nehmen: ich wurde nicht enttäuscht.
Das Cover begeisterte mich direkt, besonders, dass auch der Buchdeckel und nicht nur der Schutzumschlag berücksichtigt wurden.
Kurz zum Inhalt des Buches: Der Fall Winkler kann den Anwalt Jansen zum Partner in der Kanzlei machen, es ist der Fall, auf den er schon ewig gewartet hat. Der Ort der Handlung wechselt zwischen Hamburg und der Schweiz, was den Roman abwechslungsreich macht und hilft in beide Welten einzutauchen, die von Jansen und die von Sophie. Ein weiterer Handlungsstrang neben der Verhandlung ist die Suche Sophies auf Antworten in Bezug auf ihren Vater. Gerade am Anfang konzentriert sich das Buch weniger auf den Fall, sondern mehr um das Drumherum, was aber den Verlauf des Buches nicht negativ beeinflusst, im Gegenteil.
Das Buch weist hervorragende Rechtskenntnisse bis ins kleinste Detail auf. Der Wechsel zur Geschichte Rosemarie Michters ist wahnsinnig spannend, und beeindruckt mich. Es gibt wenige Bücher, bei denen die Vergangenheit so spannend beschrieben wird, wie die Gegenwart. Auch die Suche Sophies nach ihrem Vater gibt dem Buch eine persönliche Note und dann kommt der Moment, in dem Hannes und Sophie merken, wie bedroht ihre Liebe ist, weil sie auf unterschiedlichen Seiten stehen. Und dann wird es erst so richtig spannend.

Das Buch vermischt so viele Aspekte, es ist spannend, historisch, juristisch, nachdenklich, authentisch. Hannes verkörpert einen knallharten Anwalt, aber menschlich ist er dem Leser sehr symphatisch.

Dass Markus Thiele vom Fach ist merkt man ab der ersten Seite. Dieses Buch nimmt einen gefangen. Mal ist man im Gerichtssaal, mal mitten auf der Straße in der NS-Zeit. Thiele beschreibt so präzise und detailliert, dass man fast das Gefühl hat physisch anwesend zu sein.
Und ganz langsam offenbaren sich im Verlaufe des Buches die Verbindungen. Eine so intelligent verwobene Struktur liest man selten, meinen Respekt.

Ein tolles Buch, deren Gerichtsverhandlung nur der Ausgangspunkt für viele weitere spannende Aspekte ist.