Über die (Un-)Vereinbarkeit von Recht und Gerechtigkeit

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Rezension zu „Echo des Schweigens“ von Markus Thiele
Mit „Echo des Schweigens“ hat Markus Thiele einen interessanten Roman über die Frage nach Schuld und Gerechtigkeit und deren (Un-)vereinbarkeit geschrieben. Klug und rasant beschreibt er Ereignisse aus der Gegenwart und der NS-Zeit und verwebt diese geschickt zu einer Geschichte, die fesselt und zum Nachdenken anregt.
Im Zentrum des Erzählstrang der Gegenwart stehen Hannes Jansen und Sophie Tauber.
Aus dem Klappentext wissen wir, dass die beiden ein Paar werden. Allerdings wird schnell klar, dass die beiden sich ihrer beruflichen Verbindung nicht bewusst sind. Dieser Fakt macht ihre Beziehung interessant zu verfolgen, wartet man irgendwann doch nur noch auf den großen Knall. Was das Buch aber eigentlich ausmacht, sind die Einstellungen der beiden zu Recht und Gerechtigkeit. Sophie hat einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Und auch Hannes Vorstellung von Gerechtigkeit ist gut nachzuvollziehen, lässt sich aber nicht allzu gut mit seiner Rolle als Verteidiger vor Gericht vereinbaren. Diese innere Diskrepanz muss auch Hannes entdecken und mit ihr umzugehen lernen. Dies bringt auch den Leser dazu, über Recht und Gerechtigkeit nachzudenken. Steht das Recht über der Gerechtigkeit oder ist die Gerechtigkeit der Maßstab, nach dem immer zu Handeln ist?
Spannung verleiht dem Roman ein weiterer Handlungsstrang in der Vergangenheit. Die Spannung entsteht dabei dadurch, dass die Geschichte von Sophies Großmutter erzählt wird, auf die Sophie nach dem Tod ihrer Mutter stößt. Die Nachforschungen führen den Leser mitten in die NS-Zeit und bringen eine Geschichte ans Licht, deren tiefere Verbindung mit der Gegenwart erst nach und nach ans Licht kommt.
Insgesamt hat Markus Thiele mit „Echo der Schweigens“ einen interessanten Roman geschrieben. Wer Geschichten mag, die Gegenwart und Vergangenheit miteinander verknüpfen und vor allem zum Nachdenken über eigene Wertvorstellungen anregen, dem sei dieses Buch ans Herz gelegt.