Wenn einen die Vergangenheit einholt und die Gerechtigkeit mit sich bringt

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kleincaro89 Avatar

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Hat der Polizist wirklich eine so abscheuliche Tat begangen und einen in Gefangenschaft befindlichen und gefesselten Schwarzafrikaner mutwillig angezündet? Alles deutet darauf hin, doch gibt es keine stichhaltigen Beweise. Lediglich ein neues Gutachten deutet legt nahe, dass es sich bei dieser Tat um Fremdeinwirkung handelt. Doch war es tatsächlich der Mandant des Anwalts Hannes Jensen, der diese Tat verübt hat? Bereits gefangen zwischen Gesetzt und Moral muss sich der Anwalt nun zusätzlich auch zwischen seinem Job, der Juristerei, und seiner neuen Liebe, der Gerichtsmedizinerin und Erstellerin des Gutachtens entscheiden. Doch was zunächst oberflächlich und platonisch wirkt, hat ganz andere Hintergründe, auf die der Leser selbst nicht gefasst sein wird.

Hannes Jansen, geschiedener Anwalt mit Hang zum Größenwahn, bekommt einen alten, jedoch neu aufgerollten Fall auf den Tisch: Ein Polizist wird angeklagt, vor Jahren einen schwarzafrikanischen Flüchtling angezündet und mutwillig getötet zu haben. Doch was für viele ein Verbrechen gegen die gesamte Menschheit darstellt, ist für Jansen die Chance seines Lebens – die Chance, Partner in der Kanzlei zu werden und endlich groß rauszukommen. Hals über Kopf stürzt er sich in den Fall, doch rechnet er nicht mit Nebensächlichkeiten.
Sophie Tauber trauert noch um ihre kürzlich verstorbene Mutter, als sie beim letzten Besuch in ihrem Elternhaus auf Hinweise zur Vergangenheit ihrer Mutter und zur Identität ihres Vaters findet. Für sie beginnt mit dem Tod ihrer einzigen Angehörigen eine Suche nach der wahren Identität ihrer selbst. Dabei scheint ihre Anstellung als Gerichtsmedizinerin und das kürzlich verfasste Gutachten zum Tod eines Schwarzafrikaners vollkommen unwichtig zu werden.
Denn nur so können zwei sich unbekannte Personen erst nahekommen, ohne zu wissen, dass es Hindernisse in ihrem Leben geben wird, die sie erst überwinden müssen, bevor sie zueinander finden.

Doch die Reise ist nicht im Hier und Jetzt vorbei und begrenzt sich auch nicht auf die Gegenwart. Sie geht vielmehr zurück in die Zeiten des dritten Reichs, in denen jede Familie für sich selbst und doch auf unglaubliche Weise miteinander verbunden war.
Nur langsam kommt die ganze Wahrheit ans Licht und stellt zwei Liebende vor noch mehr Herausforderungen und Verwirrungen. Doch bedarf es gerade dieser Situation, um Klarheit und Verständnis füreinander aufzubringen.

Auch wenn das Cover auf den ersten Blick nichtssagend aussieht, ist es sehr schön auf die herrschende Anonymität der heutigen Zeit angepasst und spiegelt den Inhalt des Buches an sich sehr gut wider. Nur durch eine solche ist es möglich, die gegebenen Missverständnisse zu erleben. Ein jeder lebt für sich selbst und lässt nur die Berührungen zu, die für ihn wichtig erscheinen, ohne nach links und rechts zu schauen.
Nachdem ich vom Prolog des Buches sehr gefesselt war, hatte ich danach einige Schwierigkeiten, in das Geschehen reinzukommen. Dieses spielt sich an drei unterschiedlichen Orten zu zwei Zeiten ab. Ist man jedoch erstmal angekommen in der Geschichte, baut sie sehr schön aufeinander auf und schon bald kann der Leser selbst die Schlüsse ziehen, die es bedarf, um alle Zusammenhänge zu verstehen. Manchmal hatte ich an dieser Stelle zwar ein bisschen den Eindruck, dass das, was dem Leser auf dem Buchrücken und im Klappentext versprochen wird, ein bisschen verlorengeht, doch schließt sich der Kreis am Ende wieder und offenbart dem Leser das, was wichtig ist, um Verständnis aufzubringen.
Ansonsten kann man sich gut in die Personen einfinden, ihnen folgen und sie verstehen und auch ihre Beweggründe, mögen sie unmoralisch und nicht vertretbar sein, verstehen.

„Echo des Schweigens“ ist eine andere Art von Buch, die weiter ausholt, um den Leser mitzunehmen, und doch das vermittelt, was wahrscheinlich in der heutigen Zeit wichtig ist.