Ein erschreckend realistisches Szenario

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meike84 Avatar

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Ich musste erst einmal nachschlagen, was der Titel „Echokammer“ eigentlich bedeutet. Neben dem real existierendem Raum in der Tontechnik beschreibt der Begriff „Echokammer“ eine soziale Gegebenheit, in der die eigene Meinung durch gleichgesinnte Personen wie ein Echo zurückschallt. Dieses Phänomen begegnet uns tagtäglich in den sozialen Medien. Auch in Ingar Johnruds Thriller wird eindrücklich anhand des rechten Milieus in Norwegen gezeigt, welche gefährlichen Auswirkungen sich ergeben, wenn wir aufhören, miteinander zu diskutieren und unsere Meinungen auszutauschen. Kurz vor der Neuwahl des Parlaments kommt es zu Terrorwarnungen, die die ehemalige Geiselunterhändlerin Lieselott Benjamin und den ehemaligen Anti-Terror-Ermittler Martin Tong als Team zusammenführen. Zudem gibt es Kapitel, in denen über die Interna der Arbeiterpartei mit Blick auf den juristischen Berater Jens Meidell erzählt wird. Anfangs musste ich mich etwas in die verschiedenen Orte und Charaktere einfinden, doch am Ende des Buches (mit Cliffhanger…) war ich so erfreut darüber, dass dieser Krimi der Auftakt zur einer Trilogie sein soll, dass ich den Anfang kurzerhand einfach noch einmal gelesen habe. Ich finde „Echokammer“ erschreckend realistisch und zudem hochaktuell. Neben den erwähnten Methoden des modernen Wahlkampfs wird in Zukunft bestimmt durch KI vieles noch komplizierter werden und auch die beschriebene Radikalisierung in Teilen der Gesellschaft halte ich leider nicht für ausschließlich dystopisch… Ein spannendes Buch, das ich gerne weiterempfehle!