spannend, brisant und hochaktuell

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mrs-lucky Avatar

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‚Echokammer‘ von Ingar Johnsrud ist ein bemerkenswerter Thriller, der mich mit seiner spannenden Geschichte schnell in den Bann gezogen hat.
Die Handlung spielt in einer fiktiven Zukunft Norwegens nur wenige Wochen vor Wahlen zum norwegischen Parlament. So begleitet einer der beiden Handlungsstränge den Wahlkampf innerhalb der Arbeiterpartei, die die aktuelle Position in der Opposition der Regierung verlassen und den neuen Ministerpräsidenten stellen möchte. Unterstützt werden sie dabei von einer externen Beraterfirma, die sich mit ihren Methoden am Rande der Legalität bewegt.
Gleichzeitig stößt der PST, der Sicherheitsdienst der Polizei, auf Hinweise zu einem geplanten Terrorangriff. Eine Gruppe rechtsnationaler Extremisten ist offenbar im Besitz größerer Mengen des Toxins Rizin. Liselott Benjamin und Martin Tong von der Anti-Terror-Einheit der Polizei versuchen unter Hochdruck die Identität und den Aufenthalt der Terroristen zu ermitteln.
Hauptfigur im anderen Teil des Thrillers ist Jens Meidell, ehemals als Jurist bei der Polizei tätig, und nun Berater im Führungsteam der Arbeiterpartei. Er gerät im Verlauf der Geschichte immer stärker in Gewissenskonflikte und wird zusätzlich von Unbekannten unter Druck gesetzt mit Geheimnissen aus seiner Vergangenheit, die seinem Renommee schaden könnten.
Das Thema des Thrillers ist brisant und hochaktuell, sind doch in Europa überall rechtsextreme Tendenzen auf dem Vormarsch. Die hier angesprochenen manipulativen Methoden im Wahlkampf sind erschreckend aber leider vermutlich schon längst Realität geworden. Bis auf kleine Längen ist der Spannungsbogen hoch und bietet mit kleinen Nebenhandlungen genügend Abwechslung.
In dieser Geschichte gibt es wenig Sympathieträger, insbesondere die Politiker glänzen überwiegend durch Skrupellosigkeit, Jens Meidell zeigt am ehesten ein Gewissen, unumstritten ist seine Figur jedoch ebenfalls nicht.
Von Liselott Benjamin erfährt man nur wenig, da dies der Auftaktband einer Reihe ist, wird sich noch Gelegenheit bieten, sie weiter kennenzulernen. Sie fällt auf durch ihre besonnene Art und die Hartnäckigkeit, mit der sie in den Ermittlungen vorgeht. Martin Tong hatte dem PST eigentlich den Rücken gekehrt, kann in diesem fall mit seinen Erfahrungen aber wichtige Impulse für die Ermittlungen liefern.
Das Ende dieses Bandes deutet schon eine spannende Fortsetzung an, bei der ich gerne wieder mit dabei bin.