Spannende Politthriller

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
eulenmatz Avatar

Von

MEINUNG:

Skandinavische Spannungsliteratur steht bei mir immer hoch im Kurs und ich freue mich über jede neue Entdeckung. Ingar Johnsrud hatte ich mir älteren Büchern schon mal auf dem Schirm, aber mit Echokammer war es jetzt soweit den Autor zu entdecken.

Der Fall - eine Mord an einer zunächst unbekannten männlichen Person - ist relativ komplex. Da die handelnden Personen auch zu großen Teilen Politiker sind, würde ich den Thriller auch als Politthriller einstufen. Es geht neben dem Fall als solches auch viel über politischen Wahlkampf, denn die norwegischen Parlamentswahlen stehen kann. Parallel erfährt man also auch zu diesem Thema eine Menge. Es ist allerdings dauerhaft Aufmerksamkeit gefragt. Ingar Johnsrud hat hier sehr umfassend recherchiert und sicher auch das ein oder andere Hintergrundwissen aus seiner journalistischen Laufbahn beisteuern können. Ich habe am Anfang ein bisschen gebraucht, um in die Story reinzukommen, weil eben viele Akteure sind und es viele Handlungsstränge gibt. Ein bisschen leidet da auch der anfängliche Spannungsbogen. Die Geschichte nimmt erst allmählich Fahrt auf. Gegen Ende konnte ich das allerdings nicht mehr aus der Hand legen.  Es ist äußerst spannend ein Blick hinter die Politik zu werfen sowie in die Polizeiarbeit bei möglichen Terrorangriffen. Ich finde es gut, dass der Autor hier nichts beschönigt, auch bei seinen Charakteren nicht. Die sind alle mit Ecken und Kanten. Jeder hat seine Geheimnisse, schlechten Eigenschaften und sprichwörtlichen Leichen im Keller.

Beim zunehmenden Lesen ist mir aufgefallen, dass Ingar Johnsrud seinen Fokus auf die männlichen Charaktere legt. Von Martin Tong habe ich ein viel besseres Bild von seiner Persönlichkeit als von Lieslott Benjamin. Über sie erfährt fast überhaupt nichts. Auch von ihrem Gefühlsleben nicht, denn dieses beschreibt der Autor einfach gar nicht. Von Jens Meidell dagegen konnte ich mir ein sehr genaues Bild machen. Die Serie hätte lieber Tong und Meidell heißen sollen meiner Meinung nach, was auch richtig innovativ wäre, denn Meidell ist in seiner politischen Rolle und als ehemaliger Polizist eine spannende und vielschichtiger Persönlichkeit mit interessanter Vergangenheit. Ich habe zu ihm wohl die stärkste Beziehung aufgebaut, da ich seine Tochter, die unter schwierigen Bedingungen auf die Welt gekommen ist, sehr mochte. Diese sehr männliche Perspektive wäre mein einziger Kritikpunkt an dem Buch.

FAZIT:

Echokammer ist ein starker Auftakt und liefert erschreckend reale Szenarien, wie Terroranschläge ablaufen konnten. Zu dem gibt es spannende Hintergrundeinblicke. Wer politische Thriller mag und wen er nicht stört, dass der Autor auf die männlichen Charaktere sein Augenmerk liegt, ist hier goldrichtig. Auf Grund das Cliffhangers, werde ich hier auf jeden Fall den zweiten Fall lesen.