Der Lehrer, das unbekannte Wesen… oder: echt unchillig!

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trinity 41 Avatar

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Was will mir dieses Buch sagen? Dass Lehrer unnahbare Übermenschen sind, die nicht nur ihren Schülern, sondern allen Mitmenschen moralisch und gesellschaftlich um Meilen voraus sind? Oder nimmt sich Frau Freitag an dieser Stelle tatsächlich selbst auf die Schippe? Ist die Sache mit den verrohten Jugendlichen ohne Anstand und vernünftige Rhetorik ernst zu nehmen oder soll sie uns einfach nur zum Schmunzeln bringen?
Ich will ehrlich sein: mir erschließt sich das nicht ohne Weiteres. Ich kann darüber weder herzlich lachen noch grübeln oder weinen.
Frau Freitag (eines dieser überlegenen Lehrerwesen) unterrichtet an einer Schwerpunktschule – wie könnte es auch anders sein?! Der Anteil an verrohten, dummen Schülern scheint sich den 100% zu nähern, was sich an der allgemeinen Ausdrucksweise und den überaus schlechten Umgangsformen zeigt. Dennoch ist Frau Freitag recht glücklich mit ihrer neuen Klasse, weil diese verhältnismäßig brav ist. Wenn Frau Freitag mit ihrem Tagwerk als engagierte Lehrerin fertig ist, geht die Jagd auf unterbelichtete Schüler auf Facebook weiter.
Für meinen Geschmack lässt das Buch zu wünschen übrig. Es gibt sich als vermeintliche Charakterstudie überlasteter Lehrer aus und versucht dabei noch irgendwie, witzig zu sein – leider gänzlich ohne Erfolg! Mir ist bewusst, wie hart Lehrer arbeiten müssen und dass es schwer ist, heutzutage zu unterrichten. Aber die Welt besteht nicht nur aus verblödeten, streitlustigen Kindern und Jugendlichen mit Straßenjargon. Und es sind nicht nur die Lehrer, die vom Schicksal gebeutelt sind. Manchmal verhält sich das auch umgekehrt.
Der Schreibstil ist ähnlich verwirrend. Kurze, abgehackte Sätze gemischt mit wörtlicher (?!) Rede. Letztere ist ohne viel Anstrengung kaum zu verstehen, weil es sich größtenteils um die mutmaßliche „Jugendsprache“ handelt – oder zumindest um das, was die Autorin dafür hält. Gott sei Dank „übersetzt“ sie sämtliche Facebook-Einträge oder Alles, was ihr sonst noch eingefallen ist…
„Echt easy, Frau Freitag“ ist für meine Begriffe weder richtig gesellschaftskritisch noch richtig lustig. Die Autorin kann sich nicht für eine Seite entscheiden und daran scheitert das Buch (die LP). Aber vielleicht wird es ja im Anschluss an die Leseprobe auch noch passabel, wer weiß?!
Einen Punkt vergebe ich aber dennoch für den sicherlich gut gemeinten Versuch.