Der Stalker gibt den Extra-Kick

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Buchmeinung zu Candice Fox – Eden

„Eden“ ist ein Kriminalroman von Candice Fox, der 2016 in der Übersetzung von Anke Caroline Burger bei Suhrkamp als Taschenbuch erschienen ist. Das australische Original erschien 2014 unter dem Titel "Eden" bei Bantam. Es ist der zweite Teil einer Trilogie um das kriminelle Mastermind "Hades" Archer und seinen Kindern.

Zum Autor:
Candice Fox stammt aus einer eher exzentrischen Familie, die sie zu manchen ihrer literarischen Figuren inspirierte. Nach einer nicht so braven Jugend und einem kurzen Zwischenspiel bei der Royal Australian Navy widmet sie sich jetzt der Literatur, mit akademischen Weihen und sehr unakademischen Romanen.

Klappentext:
Heinrich Archer, genannt Hades, das kriminelle Mastermind von Sydney, wird bedroht. Er ›bittet‹ Detective Frank Bennett, den Kollegen seiner Tochter Eden, um diskrete Hilfe, denn die Spuren könnten tief in das faszinierende, gewaltsatte Vorleben von Hades führen.
Gleichzeitig hat Eden, Top-Detective bei der Mordkommission mit dem seltenen Talent, Verbrecher aufzuspüren und zur Strecke zu bringen, einen extrem schwierigen Auftrag: Drei Mädchen sind verschwunden, und die Spur führt sie zu einer verlassenen Farm, auf der sich ein Serienkiller rumtreibt. Sie begibt sich dort undercover in eine Kommune, ein rabenschwarzes, gefährliches Paralleluniversum mit Mördern und Vergewaltigern. Sie muss all ihre erstaunlichen Fähigkeiten einsetzen, um zu überleben. Zudem ist ihre Beziehung zu ihrem Partner Bennett kompliziert, beide sind traumatisiert, und dass Bennett gerade auf Alkohol und Drogen ist, macht die Sache nicht einfacher. Aber die beiden sind auf Gedeih und Verderb aufeinander angewiesen.

Meine Meinung:
Der zweite Teil der Trilogie um das Mastermind Archer und seine "Tochter" Eden und deren Partner Frank hat mich von Anfang an fasziniert. Auch ohne den ersten Teil "Hades" zu kennen hatte ich keine Probleme, in die Geschichte zu finden.
Von der Konstruktion her handelt es sich um drei Erzählstränge in zwei Zeitebenen, die gemeinsam auf einen Höhepunkt zusteuern. Es wird die Jugend vom "Dogboy" Archer aus dessen Sicht verfolgt, die vor etlichen Jahren spielt. Die beiden anderen Stränge spielen in der Jetztzeit und werden vorwiegend aus der Perspektive von Frank erzählt. Eden wird undercover in eine Kommune auf einer Farm angeschleust, um einen mehrfachen Frauenmörder zu ermitteln, während ihr Partner Frank von Hades beauftragt wird, ihm einen Stalker vom Hals zu schaffen.
Gerade der in der Vergangenheit spielende Strang ist von sehr großer Brutalität geprägt, berichtet aber auch von der faszinierenden Beziehung vom Dogboy zu seinem Mentor, einem Kleingangster, und dessem zweiten Ziehkind "Sunday", die eine Aborigine-Abstammung hat. In dieser Beziehung fallen kaum Worte und doch merkt man den aussergewöhnlichen Zusammenhalt dieser Kleingruppe. Als der Mentor einer Abrechnung unter Gangstern zum Opfer fällt, beginnt die kriminelle Karriere von Hades.
Der Undercovereinsatz von Eden ist von Anfang an schwierig. Um ihn überhaupt durchführen zu dürfen, muss Eden ihren schwer angeschlagenen Partner Frank in einen dienstfähigen Zustand versetzen. Wie Eden dies gelingt ist schon bemerkenswert. Diese Frau ist zielorientiert und völlig emotionsfrei. Ihr Partner fürchtet schon mal, dass sie ihn einfach irgendwann einmal umbringt, aber andererseits ist er von dieser charismatischen Erscheinung beeindruckt.
Zusätzlich soll sich Frank im Auftrag von Hades um einen Stalker kümmern. Hier beeindruckt vor allem die gewaltfreie Art des Stalkers, die Hades trotzdem schwer zusetzt.
Die Erzählung wechselt häufig zwischen diesen Erzählsträngen, ohne dabei an Spannung zu verlieren. Ganz im Gegenteil legt die Spannung am Ende noch einmal deutlich zu, und findet ihre Auflösung in zwei Szenen mit Showdowncharakter.
Die Hauptcharaktere empfand ich als sehr gelungen, auch weil es "graue" Charaktere sind. Vielleicht haben Hades und Frank auf den ersten Blick nicht die Strahlkraft der charismatischen Eden, aber auf den zweiten Blick handelt es sich bei ihnen um beeindruckende Charaktere mit widersprüchlichen Eigenschaften. Aber die beeindruckendste Figur war für mich der Stalker, der sich auf Hades orientiert hat. Mit welcher Hartnäckigkeit und Einsatz bis zur Selbstaufgabe er dies durchzieht, ist einfach unglaublich gut beschrieben. Wie er fast gewaltfrei Hades unter Druck setzt ist, ist ein Kunststück.

Fazit:
Eine fast perfekte Unterhaltung, die ich mit fünf Sternen (90 / 100 Punkte) bewerte. Ich kann dieses Buch allen empfehlen, die eine komplexe Geschichte mit Tempo und Spannung mögen und auch mit teilweise sehr brutalen Szenen zu recht kommen.