Oberflächliche, sexistische, brutale, Selbstjustiz ausübende Protagonisten auf Rachefeldzug

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sendorra Avatar

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Die australische Schriftstellerin Candice Fox wird als australisches Ausnahmetalent der Kriminal-Literatur gefeiert. Der Debütroman der 1980 geborenen Autorin wurde mit dem Ned Kelly Award in der Kategorie Bester Erstlingsroman ausgezeichnet. Der Nachfolger „Eden“ bekam ebenfalls einen Ned Kelly Award (Auszeichnung für australische oder in Australien lebende Kriminalschriftsteller). Diesmal als bester Roman. Und da tun mir die Australier nun sehr leid. Denn wie schlecht muss es um das Genre in Down Under stehen, wenn dieser Schund den Preis für den besten Roman bekommt?
Ich mag Krimis. Ich mag es, wenn es mal was brutaler, blutiger, abgründiger ist. Ich habe Bücher von Simon Beckett, Jilliane Hoffman, Karin Slaughter und Val McDermid verschlungen - und genossen. Doch muss Grausamkeit und ihre Darstellung in meinen Augen wichtig für Handlung und Verständnis der Charaktere sein. Und das ist bei „Eden“ definitiv nicht der Fall. Fox schwelgt in Gewaltorgien und fällt von Blutrausch zu Blutrausch. Das berserkerartige Verhalten ihrer Protagonisten erklärt sie mit Vorfällen in deren Kindheit oder einfach durch ihre Natur.
Gesetze, Recht und Ordnung, diese Begriffe gelten hier nur für Otto Normal. Und für den gibt es in diesem Universum überhaupt kein Verständnis. Obwohl sich die Charaktere als oberflächliche, sexistische, brutale, Selbstjustiz ausübende Monster auf Rachefeldzug darstellen, sind es dennoch die Helden des Romans. Sie sind in der Welt, die Candice Fox hier entwirft, im Recht. Der Leser soll auf ihrer Seite sein. Mit ihnen fühlen. Das gelang mir nicht und stieß mir unendlich übel auf.
Zusätzlich empfinde ich das Buch als - rein sprachlich - unendlich schlecht geschrieben. Ob das nun (auch) der Übersetzung geschuldet ist, ich weiß es nicht. Selbst zu sagen, dass es einfach geschrieben und dadurch gut lesbar ist, fällt mir schwer. Denn auch das stimmt nicht. Lange, beschreibende Sätze; umständliche und gezwungen umgangssprachliche Gedankengänge ließen mich immer wieder im Lesefluss stolpern. Dazu kommen noch dämlich Stilmittel. Ein Beispiel: Eden ermittelt als V-Frau unter dem Namen Eadie und wird fortan vom auktorialen Erzähler ebenfalls Eadie genannt. Immer. Nicht nur in direkter Rede. Auch wenn aus ihrer Vergangenheit berichtet wird. So ein allwissender Erzähler (und der Leser) sollten es aber doch besser wissen. Echt jetzt!

Für die, die es jetzt noch immer lesen wollen: Eden ist das zweite Buch der Frank Bennett/Eden Archer-Trilogie. Vorkenntnisse des ersten Bandes sind nicht nötig, um der Handlung des Zweiten zu folgen.