NIcht mein Fall

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ninas_buecherbasar Avatar

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Michael Nast liebt die Provokation – diesen Eindruck habe ich, nachdem ich #Egoland gelesen habe. Vielleicht sind manche seiner Aussagen also nur so direkt und kritisch formuliert worden, um eben genau das zu tun – um zu provozieren. Es wirkt ein bisschen, als wolle der Autor damit weiter auf seiner Erfolgswelle reiten. Ich hatte mir ein paar neue und interessante Aspekte gewünscht. Schade. Nast erzählt von einer Welt voller Egoismus und Egomanen und vergisst dabei, dass er diese Gesellschaftskritik nicht zum ersten Mal äußert – wer seine anderen Bücher schon kennt erkenn vieles wiederö
Die Hauptpersonen des Romans sind allesamt selbst beziehungsunfähig, arrogant und selbstverliebt, anscheinend bestimmt durch unser heutiges Leben im Einklang mit Social Media. Zu Facebook und Co gehören dann natürlich auch Sex und Alkohol, was sonst. Die Rockstars von heute sind die Social-Media-Stars.
Mir gefällt der Schreibstil von Michael Nast sehr gut und ich mag auch seinen gesellschaftskritischen Ansatz. Die Tatsache, dass seine Geschichte auf einer wahren Begebenheit beruht stimmt traurig – mehr aber auch nicht. Sehr interessant (aber auch irgendwie unheimlich) fand ich, dass ich tatsächlich einige der Verhaltensmuster der Protagonisten auch in mir selbst wiedererkannt habe. Im Nachhinein fiel mir aber trotzdem auf, dass es sehr schwer fällt, eine Bindung zu den Charakteren aufzubauen. Ob das daran liegt, dass diese wirklich existieren? Ich weiß es nicht. Im Laufe der Geschichte werden diese auch noch immer uninteressanter und irgendwann öden einen diese Eskapaden einfach nur noch an.
Sowohl mir als auch meinen Mitlesern sind am Ende zwei weitere Dinge aufgefallen: 1. Obwohl die Namen geändert wurden, lässt es sich anscheinend relativ gut herausfinden, wer die Personen im echten Leben sind. 2. Man findet so einige Grammatikfehler. (Bsp.: S. 43: Leonie zündete die dicken Kerzen an, die auf (???) Fensterbrett standen.) Das stört den normalen Leser wahrscheinlich nicht, aber ich finde beides sehr unschön und ersteres kann für die Protagonisten wirklich unangenehm werde.
Fazit: Eine tolle Idee, ein talentierter Autor aber an der Umsetzung hat es echt gehapert. Eine starke Kürzung täte dem Buch ganz gut… 430 Seiten ziehen sich am Ende wirklich.