Provokant und irritierend zugleich - alles Gut!

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Michael Nast ist ein begabter Erzähler, dem es immer wieder gelingt atmosphärische Bilder in den Köpfer seiner Leser entstehen zu lassen. Literarisch betrachtet ein gelungener Roman!
Jetzt das Aber! Egoland erzählt nicht einfach nur eine wahre (?) Geschichte, es ist provokante Gesellschaftskritik, wie immer der literarische Rahmen dafür auch entworfen sein mag!
Hier wird mit der Generation facebook, Instagramm und Co. abgerechnet. Die vier Hauptpersonen des Romans, in deren Zentrum der Schriftsteller Andreas Landwehr agiert, werden allesamt als desorientierte, beziehungsunfähige und hochgradig selbstverliebte Persönlichkeiten geschildert, die nur damit beschäftigt sind ihr langweiliges und kleinkariertes Dasein zu überspielen. Sie tun das mehr oder weniger erfolgreich mit Hilfe der sozialen Netzwerke, einer Menge belanglosem Sex und reichlich Alkohol. Sie wollen sich um jeden Preis lebendig fühlen und geraten dabei immer tiefer in eine Künstlichkeit, die mit dem echten Leben und Lieben nichts zu tun hat.
Dieses Buch streift äußerst ernste Fragen und Probleme unserer Gesellschaft, allerdings werden Ursachen und Auswege nirgendwo bedacht! Schade! Das Ende des Romans ist unrealistisch und hat bei mir nur ungläubige Irritation hinterlassen!
Der Versuch mit Andreas Landwehr eine faszinierend widersprüchliche und düstere Persönlichkeit, wie es Dostojewski mit Nikolaj Stawrogin in seinem Meisterwerk "Die Dämonen" gelungen ist, zu schaffen, hat meine Erwartungen leider nicht erfüllt!
Wer Provokation mag, sollte das Buch dennoch unbedingt lesen!