Radikal, fast schon zu nah, nein, definitiv zu nah, aber gut!

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Ein Roman wie eine Mischung aus Twitter-Feed, ungeschönten Blicken hinter die Kulissen von Instagrammern und mitten rein in unsere verkorkste Art Beziehungen zu führen. Seien es nun Beziehungen romantischer Art oder schlicht ganz altmodische Freundschaften.

Nast strickt einen "Thriller" rund um den Unfug, den wir zwischenmenschliche Kommunikation nennen, und trifft damit unglücklicherweise auch noch ins Schwarze. Auch das er sich selbst in die Narrative reinschreibt, passt so schön ins Bild, denn mal ehrlich: sind wir heutzutage nicht alle immer der Mittelpunkt von allem? Über alles informiert, durch die Social Media Kanäle immer ganz nah dran? Praktisch als wäre man immer und ständig mit im Leben dieser anderen Personen. Selbst wenn wir ihnen nur ein einziges Mal auf dieser Hausparty begegnet sind. Berlin, wie Nast es beschreibt, ist überall, heißt bei uns nur anders.

Nast zeigt auch, wie schnell wir einander missverstehen. Oder missverstehen wollen. Wir eilig wir nach nur wenigen Infos aus dritter, vierter, fünfter Hand Rückschlüsse ziehen, die radikale Konsequenzen haben.

Ein spannender Ritt, das muss ich sagen. Radikal, zu nah dran, und...

Wir müssen aufhören! Mit diesem Leben in Halbwahrheiten im Internet und unseren Smartphones. Hätte nur eine Person in diesem Roman - nur eine - ein einziges Mal ein klärendes Gespräch verlangt, den Mut gehabt, darum zu bitten, das perfide Ränkespiel der Hauptfigur wäre aufgeflogen und am Ende vielleicht nicht alle kaputt und allein.

Apropos kaputt und allein - Herr Nast, Mann, Mann, Mann, Frauen können sie aber schreiben! Ich bin erschrocken und beeindruckt und fühle mich ertappt.

Ein Punkt Abzug für eine schreiberische Marotte, die mich während des Lesens in den Wahnsinn getrieben hat, auf die ich aber nicht spezifisch eingehen will, weil... das wäre wie mit einem Song, den man nicht mehr aus dem Kopf kriegt, und das wollen wir ja nicht.