Unheimlich gut

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bigz Avatar

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Da sind sie, die Protagonisten dieser hochmanipulierten und manipulierenden Geschichte.
Julia und Christoph, das perfekte Paar und so kaputt hinter der Fassade; Leonie, die an nichts mehr glaubt, am wenigsten an die Männer und Andreas, der Schriftsteller, der seine Verzweiflung mit Sex betäubt und für seinen neuen Roman ganz besondere Pläne hat. Sein Manuskript über sich und eben diese anderen Menschen geht nach seinem Tod an seinen ehemaligen Freund, der, als Erzähler in dieser Geschichte, versucht, daraus ein Buch zu schaffen und uns Leser dazu zu zwingen, mit einzutauchen, in diese harte fast schon ekelerregende Realität des eigenen Seins, der erschaffenen Social Media Welt unserer Tage, in der wir herumzappen, auf der Jagd nach Links, nach medialer Anerkennung und dem gehetzten Versuch, uns herauszuheben, der Erste unter Ersten zu sein.
Ist diese Geschichte tatsächlich eine Geschichte oder Wirklichkeit, reale Dokumentation einer von der Fassade krampfhaft aufrecht gehaltenen Welt. Und wir, die Leser, drehen uns gequält zur Seite, weg von dem Spiegel, der uns hier kunstvoll vorgehalten wird und uns unsere eigene 'Haltlosigkeit im Raum' vor Augen führt. Irgendwie kann man die Dinge hier nicht wirklich greifen und trotzdem oder gerade deshalb ist es, wenn man sich quasi selbst dazu zwingen lässt und dazu bereit ist, ein mittendrin in diesem 'Allen und Nichts'.
Dies ist keine Unterhaltungsliteratur im üblichen Sinne. Das Buch wirkt lange nach und bietet ein tiefes Eintauchen in die Fundamente der eigenen Lebenswelt. Sehr schwere Kost, aber absolut lesenswert.