Die Qual der Wahl
Lauren, Single, Londonerin, entdeckt nach dem feucht-fröhlichen Junggesellinnenabschied ihrer besten Freundin einen fremden Mann in ihrer Wohnung, der angibt, ihr Ehemann zu sein. Lauren ist zutiefst verwirrt, vor allem als sie bemerkt, dass, nachdem der Ehemann auf den Dachboden gestiegen ist, sie unmittelbar mit einem neuen Modell konfrontiert wird. Das System ausnutzend, tauscht sich Lauren fortan durch eine gewaltige Anzahl von Ehemännern, die allesamt unterschiedliche Auswirkungen auf ihr Leben mit sich bringen: von der Wohnungseinrichtung über die Gartengestaltung bis hin zu Frisur und Bankkonto oder Gesundheitszustand - jedes Mal, wenn Lauren einen Ehemann auf den Speicher schickt, wird quasi ihr persönlicher Reset-Knopf gedrückt.
Holly Gramazio ist ein ungemein unterhaltsamer Roman gelungen, der bei aller Heiterkeit auch sehr viele ernste Untertöne enthält, denn er wirft, wie so treffend von Autorin Gabrielle Zevin auf dem Buchrücken formuliert, immer wieder die Frage auf, "wie wir heutzutage leben." Im Grunde ist "Ehemänner" die überdrehte Form der Dating-Apps und denkt die grenzenlosen Auswahlmöglichkeiten und schiere Überforderung, die uns jeden Tag in unserer digitalen Welt entgegenschlägt, zu Ende. Laurens beständiges Streben nach dem "nächsten besten Mann", was dazu führt, dass potenzielle Partner schon nach wenigen Sekunden Begutachtung wieder ausgetauscht werden, hat etwas Rastloses, aber auch sehr Komisches. Gleichzeitig thematisiert der Roman so auch die zeitlose Unzufriedenheit der Menschheit und die Unruhe, die Entscheidungen vorausgeht.
Lauren als Figur muss sich in immer wieder neuen Szenarien zurechtfinden, immer wieder erschließen, wer sie in dieser Version ihres Lebens ist, was sie mag, welches Bild sie ihrem Ehemann und ihrer Umgebung vermittelt hat. Nur selten schafft sie es für längere Zeit an der Seite eines Mannes etwas zur Ruhe zukommen und wenn dies der Fall ist, setzt sie sich recht gründlich mit sich selbst auseinander und mit den Motiven, die dazu geführt haben, ausgerechnet bei diesem Menschen für eine Weile vor Anker zu gehen. Interessanterweise werden dabei zwar Facetten ihres Ichs ausgeleuchtet, aber dennoch bleibt Lauren in ihrer Zeichnung immer etwas vage - dass die Männer nur äußerst oberflächlich gezeichnet werden, versteht sich von selbst.
Die Geschichte selbst hat mich trotz einiger Längen sehr gefesselt. Zwar weiß man eigentlich die ganze Story über nicht, wo Laurens Entwicklung hingeht und wie die Autorin den Roman über die Ziellinie bringen will - dass sie dies dann schlussendlich mit einem hohen Maß an Spannung und Überzeugungskraft schafft, hat allerhöchsten Respekt verdient, denn das Jonglieren mit den Männern und anderen Vernetzungen ist nicht ohne.
"Ehemänner" ist definitiv keine RomCom und kein Wohlfühlroman, aber ein sehr flüssig geschriebener und wendungsreicher Unterhaltungsroman, der mehr Tiefe aufweist, als man bei einem Blick auf den Kaninchenreigen auf dem Cover vermuten würde - eine Leseempfehlung, wenn man sich auf ein fantastisch anmutendes Lifestyle-Experiment einlassen möchte und dafür keine extrem sympathische und mitreißende Heldin benötigt.
Holly Gramazio ist ein ungemein unterhaltsamer Roman gelungen, der bei aller Heiterkeit auch sehr viele ernste Untertöne enthält, denn er wirft, wie so treffend von Autorin Gabrielle Zevin auf dem Buchrücken formuliert, immer wieder die Frage auf, "wie wir heutzutage leben." Im Grunde ist "Ehemänner" die überdrehte Form der Dating-Apps und denkt die grenzenlosen Auswahlmöglichkeiten und schiere Überforderung, die uns jeden Tag in unserer digitalen Welt entgegenschlägt, zu Ende. Laurens beständiges Streben nach dem "nächsten besten Mann", was dazu führt, dass potenzielle Partner schon nach wenigen Sekunden Begutachtung wieder ausgetauscht werden, hat etwas Rastloses, aber auch sehr Komisches. Gleichzeitig thematisiert der Roman so auch die zeitlose Unzufriedenheit der Menschheit und die Unruhe, die Entscheidungen vorausgeht.
Lauren als Figur muss sich in immer wieder neuen Szenarien zurechtfinden, immer wieder erschließen, wer sie in dieser Version ihres Lebens ist, was sie mag, welches Bild sie ihrem Ehemann und ihrer Umgebung vermittelt hat. Nur selten schafft sie es für längere Zeit an der Seite eines Mannes etwas zur Ruhe zukommen und wenn dies der Fall ist, setzt sie sich recht gründlich mit sich selbst auseinander und mit den Motiven, die dazu geführt haben, ausgerechnet bei diesem Menschen für eine Weile vor Anker zu gehen. Interessanterweise werden dabei zwar Facetten ihres Ichs ausgeleuchtet, aber dennoch bleibt Lauren in ihrer Zeichnung immer etwas vage - dass die Männer nur äußerst oberflächlich gezeichnet werden, versteht sich von selbst.
Die Geschichte selbst hat mich trotz einiger Längen sehr gefesselt. Zwar weiß man eigentlich die ganze Story über nicht, wo Laurens Entwicklung hingeht und wie die Autorin den Roman über die Ziellinie bringen will - dass sie dies dann schlussendlich mit einem hohen Maß an Spannung und Überzeugungskraft schafft, hat allerhöchsten Respekt verdient, denn das Jonglieren mit den Männern und anderen Vernetzungen ist nicht ohne.
"Ehemänner" ist definitiv keine RomCom und kein Wohlfühlroman, aber ein sehr flüssig geschriebener und wendungsreicher Unterhaltungsroman, der mehr Tiefe aufweist, als man bei einem Blick auf den Kaninchenreigen auf dem Cover vermuten würde - eine Leseempfehlung, wenn man sich auf ein fantastisch anmutendes Lifestyle-Experiment einlassen möchte und dafür keine extrem sympathische und mitreißende Heldin benötigt.