Einfallsreich doch unspektakulär

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edda Avatar

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Verwöhnt von den Harry Hole und anderen langseitigen Romanen Nesbos , ist dieser neue Band mit Kurzgeschichten ein anderer Wurf.
Jede Geschichte ist abgeschlossen und behandelt das Thema "Eifersucht" auf ganz individuelle Weise und sehr einfallsreich in der Art wie die Protagonisten damit umgehen und die Konsequenzen tragen. Sie überschreiten Grenzen. Hier stellt sich nicht die Frage nach rechtsstaatlichen Konsequenzen,
sondern behandelt eine jeweils individuelle Rechtsprechung. In der längsten Geschichte "Eifersucht" fließt auch das Thema Schuld ein.
Die Figuren sind nicht flach, doch oft uninteressant; durch das Betrachten und Staunen bleibt man distanziert und die Erzählzeit ist vermutlich zu kurz, um mit den Protagonisten warm zu werden, der Versuch, die jeweiligen Taten zu erklären, macht die Personen nicht wirklich sympathischer.
Es bleibt beim Betrachten, Staunen und Schmunzeln. Ich wurde nicht hineingezogen und mitgerissen oder aufgefordert, zu spekulieren.
Die Geschichten stehen für sich und blieben mir, ganz im Gegenteil zu Nesbos langseitigen Romanen, in der Distanz des Betrachtens. Die Geschichten, bei denen die erzählte Zeit kurz ist, haben mir am besten gefallen und mich gut unterhalten. Anders als bei Nesbos langseitigen Romanen, die durch einen besonders konstruierten Spannungsbogen bestechen, ist ja allgemein in Kurzgeschichten alles auf wenigen Seiten enthalten, eine Kunst für sich. Das Überraschungsmoment zeichnet Nesbos kurze Geschichten aus und gute Unterhaltung, auch Spannung. Sie hallen allerdings bei mir im Gegensatz zu den Romanen kaum nach.