„Neid und Eifersucht sind die Schamteile der menschlichen Seele.“ (Friedrich Nietzsche)

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dreamworx Avatar

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Jeder Liebhaber von guten skandinavischen Psychothrillern kennt den Namen Jo Nesbø, der seinen Ermittler Harry Hole immer wieder durch menschliche Abgründe schickt, um Verbrechen aufzuklären. Nun hat er mit „Eifersucht“ eine Sammlung von 7 Kurzgeschichten auf den Markt gebracht, die sich alle um jenes Gefühl drehen, das die Menschen mal mehr mal weniger umtreibt und zu allerlei verrückten Handlungen treibt.
Der flüssige Schreibstil lässt schnell in die Geschichte eintauchen, wobei sich unterschwellig schon bald die Spannung aufbaut und den Leser zum Miträtseln animiert. Dabei nutzt der Autor sein Händchen für psychologische Tricks, die beim Leser ein gewisses Kribbeln hervorrufen, aber auch interessant eingestreute Wendungen und Überraschungsmomente sorgen für eine Neuausrichtung innerhalb der Handlung und der Ermittlungsspur. Eifersucht ist bei den Menschen unterschiedlich ausgeprägt, mal geht es um Macht, mal um Liebe, mal um das Leben, das einem immer wieder übel mitspielt. Nesbø zeigt in seinen spannenden Kurzgeschichten so manche Blüte, die dieses Gefühl hervorbringt und die Menschen veranlasst, zu drastischen Maßnahmen zu greifen.
Bei einer dieser Geschichten begleitet der Leser den griechischen Ermittler Nikos Balli, der sich vor allem auf Morde aus Eifersucht spezialisiert hat. Balli, persönlich gerade seelisch etwas gebeutelt, macht sich auf die Suche nach einem Vermissten, der mit nach einem Streit mit seinem Zwillingsbruder spurlos verschwunden ist. Der Bruder gerät schnell in Verdacht, den Vermissten getötet zu haben, weil das Brüderpaar sich in die gleiche Frau verliebt hatte. Eifersucht könnte hier das größte Motiv sein. Doch dann entwickelt sich bei Ballis Nachforschungen alles in eine ganz andere Richtung.
Alle sieben Geschichten haben eine unterschiedliche Länge und eine andere Kulisse, doch das Thema „Eifersucht“ durchzieht sie alle, das Thema wird immer wieder aufs Neue beleuchtet. Jede von ihnen ist für sich unterhaltsam und sorgt für einige Spannungsmomente. Wer allerdings die Romane von Nesbø kennt, ist verwöhnt und merkt schnell, dass hier die ganze Finesse des Autors nicht so zum Tragen kommt, die normalerweise die menschliche Seele bis ins kleinste Detail seziert und so dem Leser einen Einblick in Abgründe liefert, die ihm oftmals völlig fremd sind. Hier wird aufgrund der Kürze der Geschichten leider nur an der Oberfläche gekratzt.
„Eifersucht" mit seiner Sammlung aus sieben Kurzgeschichten passt für Krimiliebhaber als Betthupferl gut für zwischendurch, kann jedoch die Romane des Autors nicht ersetzen. Gelungene kleine Sammlung, die recht unterhaltsam ist. Empfehlenswert!