Sieben skandinavische Noir-Kurzgeschichten, die mich nicht alle überzeugen konnten!

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jasminh86 Avatar

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"Eifersucht" von Jo Nesbø enthält sieben skandinavische Noir-Kurzgeschichten, die alle das Motiv Eifersucht durchleuchten. Jede Geschichte offenbart eine skurrile Handlung, die bis auf eine, in der Ich-Erzählperspektive geschrieben wurde. Das Buch ist am 1. November 2021 im Ullstein-Verlag erschienen, welches mein erstes Buch des Autors war. Das Hardcover enthält einen blauen Buchschnitt, was sehr gut zum Cover passt und mir, obwohl es relativ schlicht gehalten ist, ebenfalls super gefällt.

Zum Inhalt: Sieben Storys - ein Motiv!
Der Athener Ermittler Nikos Balli, ein Spezialist für das Mord-Motiv Eifersucht, ist seit dem Verlust seiner großen Liebe ein Getriebener. Auf der Insel Kalymnos soll er einen Vermissten finden, Julian. Er und sein Zwillingsbruder Franz waren in dieselbe Frau verliebt, Helena, Tochter eines Gastwirts der Insel. Es kam zum Streit, und seitdem hat man Julian nicht mehr gesehen. Sein Handtuch wurde am Strand gefunden, ist der junge Mann beim morgendlichen Schwimmen ertrunken? Balli ermittelt und stößt auf immer mehr Beweise, dass Franz seinen Bruder ermordet hat – aber dann wird Julian gefunden, gefesselt und entkräftet in einer Höhle. Doch wo ist Franz? Balli muss all sein Gespür aufbringen, seine eigene schmerzvolle Erfahrung, um den Kampf der Zwillinge um Helena zu stoppen ...

Die längste Geschichte um den Ermittler Nikos Balli, die den Titel "Eifersucht" trägt, ist die längste von allen, die mir zugleich auch am besten gefallen hat. Hier haben mich ständig überraschende und unvorhersehbare Wendungen erwartet, insgesamt hat mich diese Eifersuchts-Story richtig gefesselt und gepackt. Der Autor hat mich gut durchdacht und geschickt durch die Handlung getrieben. Balli, der sich auf Kalymnos in einem Netz aus Lügen, Intrigen und Geheimnissen befindet, hat mich spannend unterhalten. Was anfänglich nur nach einer Suche eines Vermissten aussieht, lässt Ballis' Vergangenheit allmählich wieder hochkommen, die nach und nach eine erschreckende Wahrheit ans Tageslicht bringt. Ein Ermittler, der Täter versteht, wenn es um starke Gefühle der Eifersucht geht. Alle sieben Erzählungen sind auf jeden Fall atmosphärisch und psychologisch nachvollziehbar, dramatische Entwicklung kommen hier nicht zu kurz.

Dass Eifersucht verschiedene Gefühle erwecken kann, wurde in allen Geschichten sehr deutlich. Doch wie es so weit kam, dass sie sogar tödlich sein können, konnte ich aus jeder Handlung herauslesen. Jede Geschichte endet mit einer verständlichen Pointe, die mit dem Motiv Eifersucht übereinstimmen. Leider haben mich nur vier der sieben Kurzgeschichten wirklich angesprochen. Der Schreibstil des Autors ist zwar gut lesbar, manche Eifersuchtsgeschichten konnten mich leider überhaupt nicht fesseln. Einiges kam mir viel zu langatmig vor und der Autor hat viel um den heißen Brei herumgeredet. Mir wäre es lieber gewesen, wenn er in einigen Situationen schneller auf den Punkt gekommen wäre. Obwohl es sich um Kurzgeschichten handelt, hat sich manches deshalb wie Kaugummi in die Länge gezogen. Besonders die, wo es um einen Autor geht, ist mir diese Langatmigkeit besonders stark aufgefallen. Der Fall von Nikos Balli ist länger als der Rest, insgesamt teilen sich die sieben Geschichten 272 Seiten. Da mich nicht alle Geschichten gepackt haben, vergebe ich drei Sterne!