Ein langes Leben

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hoelzchen Avatar

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Marianne hat mit ihren über 90 Lebensjahren viel erlebt. Sparen stand Zeit ihres Lebens an erster Stelle. Wie gern hätte sie ein Eigentum (Haus oder Wohnung) besessen. Doch dafür hat das Geld nie gereicht, so sehr sie sich auch angestrengt hat. Nun sind die letzten Tage ihres Lebens gekommen. Mittlerweile wohnt sie in einem Pflegeheim, welches früher ein Krankenhaus war. Hier hat sie beide Söhne auf die Welt gebracht, so schließt sich der Kreis. Ihr Sohn Wolf ist an ihrer Seite und verbringt die letzten drei Tage mit ihr. In klaren Momenten werden Erinnerungen ausgetauscht.
Schon das schlichte Cover (es simuliert Packpapier) von „Eigentum“, geschrieben von Wolf Haas, hat mich neugierig gemacht. Für die 160 Seiten sollte man sich Zeit nehmen und auf sich wirken lassen. Es ist ein ungewöhnliches Buch. Der Autor trifft mit seinem liebevollen und grimmigen Witz, genau meinen Humor. Er beschönigt nichts und nimmt auch kurz vorm Ableben seiner Mutter keine Rücksicht und benennt die Dinge beim Namen. Das gefällt mir sehr. Es folgen Zeitsprünge. Wir erfahren einiges über das Leben seiner Mutter, auch die momentane Situation wird nicht ausgespart. Das Gelesene wirkt absolut authentisch auf mich. Auch das Einstreuen österreichischer Mundart gefällt mir gut und bereitete mir keine Schwierigkeiten. An vielen Stellen musste ich schmunzeln und fühlte mich an meine eigene Familie erinnert. Die Leben gleichen sich, gerade wenn man an die Generation denkt, die den Wahnsinn des 2.Weltkrieges miterleben musste. Wenn man dieses Buch liest, wird das Handeln dieser Generation viel klarer. Aber ich kann auch Wolf verstehen, dass er genervt ist, immer wieder diese alte Leier zu hören.
Mein Fazit: es ist mal etwas ganz anderes und darum sehr lesenswert.
Von mir gibt es 5 Sterne.