Ein Leben lang sparen und doch auf keinen grünen Zweig kommen

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ada2011 Avatar

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Das einfache Cover vom Buch „Eigentum“ von Wolf Haas hat mich sofort angesprochen und die Leseprobe fand ich sehr interessant.
Die aktuelle Geschichte beginnt 2 Tage vor dem Sterben der Mutter. Der Sohn – der Erzähler wechselt zwischen Jetztzeit und Lebensgeschichte seiner Mutter. Seine Mutter ist eines von 10 Kindern ihrer Eltern gewesen und musste frühzeitig ihr Heim verlassen, um selbstständig zu werden und etwas Geld zu verdienen.
Sie wird groß mit dem Leitsatz: „Sparen, sparen, sparen“. Ihr Leben lang hat sie gespart und hätte gern irgendwann einmal Eigentum erworben. Dies wird ihr leider erst mit dem Tode zuteil durch die Grabstelle, auf der sie beigesetzt wird.
Besonders interessant fand ich die Einstellung der Mutter zum Leben. Kein noch so widriger Lebensumstand stellte ein tatsächliches Problem dar. Lebensumstände wurden angenommen und gemeistert ohne große Klagen.
Leid getan hat mir die Tatsache, dass sie es trotzt größter Sparsamkeit, nie zu einer eigenen Wohnung, einem eigenen Haus gebracht hat. Im Prinzip ist dies im Hier und Jetzt ja auch nicht anders, durch ehrliche Arbeit im unteren Lohnsektor wird man nie die Chance bekommen, Eigentum zu erwerben. Inflation und Zinsen fressen Angespartes auf. Eine Tragik, die viele Menschen betrifft.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Anfänglich musste ich mich reinfinden in die Sprünge zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen der Erzählung der Mutter und der des Sohnes.
Eine alte Dame hat sich von dieser Welt verabschiedet und ihr wurde vom Sohn ein wunderbares und liebevolles Denkmal gesetzt in Form dieses Buches. Lesenswert.