Erinnerungsschleife

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Erinnerungsschleife
Wolf Haas beschreibt in seinem Roman „Eigentum“ die Geschichte der letzten Lebenstage seiner Mutter.
Das Buch ist einfach und kompromisslos mit dem Titel in Stempelform und rückseitig mit einer charakteristischen Aussage gestaltet.
Darin beschreibt der Autor, wie er seine 95 Jahre alte Mutter im Altersheim besucht, die von der Erinnerung in der Vergangenheit lebt. Ihre Aussagen bringt sie oftmals mit einer dreier Wiederholung zum Ausdruck. Geht es ums Geld, so heißt es Sparen, Sparen, Sparen, aber die Hyperinflation rennt davon und Eigentum zu erreichen war ihr schier in den 1920er Jahren nie möglich. Diese Zeiten der Kriege und den Zeiten danach waren für sie und ihre Kinder sehr schwer, aber einprägsam, so dass die Erinnerungen daran, für sie heute und jetzt sind. So geht es bei ihr in den Dialogen getriggert immer wieder um Geschehensnisse aus der Vergangenheit und die Erinnerungsschleife starteten von neuem.
Der Mutter ging es immer nicht gut. Und das seit über 90 Jahren. Immer war etwas oder ein Leiden da. Bei einem Besuch begeht er den Fehler bei den Grüßen zu erwähnen, dass ihr Vater schnupfen hätte aber auf dem Weg der Besserung sei. Nach kurzem sacken lassen ging ihre Erinnerung wieder los, was der Vater machen sollte, dass er besser aufpassen solle und so weiter, obwohl der Vater schon vor jahrzehnen gestorben ist.
Doch plötzlich, drei Tage vor ihrem Tod, soll der Autor ihren verstorbenen Mann anrufen und ausrichten, ihr ginge es gut. Das konnte er nicht glauben und nicht sein, nicht nach 95 Jahren.
Der Autor beschreibt mit seinem feinen, humorvollen Stil die Gedanken in der Problematik mit Menschen, die am Ende ihrer Tage sind und in der Vergangenheit leben. Es gelingt ihm es trotz des Themas den Humor passend an richtiger Stelle einzusetzen.
Bekannt durch seine Brenner Romane, schreibt der Autor auch in diesem Roman mit seinem besonderen Wortwitz klar und deutlich. Wer seinen Schreibstiel mag, wird auch um dieses Buch nicht herumkommen.