Es ist schon wieder was passiert.

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paragraphenreiterin Avatar

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Wolf Haas hat einen neuen Roman geschrieben. Das heißt für mich nicht nur Pflichtlektüre, sondern Geburtstags- und Weihnachtsgeschenk in Einem. Pure Freude quasi. Die folgende Rezension KANN daher nicht objektiv sein, weil ich dem Autor seit den ersten von ihm gelesenen Zeilen sprichwörtlich zu Füßen liege. Aber ich gebe mein Bestes:

„Eigentum“ spielt während der letzten drei Lebenstage der Mutter des Autors. Er begleitet sie am Sterbebett, beide wartend auf den Tod, und trotzdem noch so viel zu sagen. Nicht zu seiner Mutter, sondern zu uns. Beziehungsweise zu sich selbst. Vor allem so viel aufzuschreiben. Haas möchte über das Leben seiner Mutter schreiben. Er schreibt, während sie stirbt. Ein literarischer Wettlauf mit dem Tod sozusagen.

Ich weiß nicht, ob Teile dieses Buchs autobiographisch sind, aber es würde mich wundern, wenn es nicht so wäre. Es ist eine Liebeserklärung und gleichzeitig eine Kampfansage an die eigene Mutter (Empfinden wir nicht alle ein bisschen so?). Man spürt beim Lesen viel Bewunderung und Respekt für diese Frau. Was sie geleistet hat und wie sie ihr ganzes Leben lang gearbeitet und gespart hat, um sich irgendwann ein kleines Eigenheim leisten zu können. Gleichzeitig schwingt aber mindestens genauso viel Verwunderung und Genervtheit über Mutters Eigenheiten mit. Mit jedem Satz scheint Wolf Haas sich seine Mutter von der Seele zu schreiben.

Ernüchternd authentisch. Einfühlsam. Heilend. Das ist dieses Manifest.

Geschrieben mit der für den Autor sowas von einzigartigen sprachlichen Finesse und Kreativität. Hier wird kein Beistrich dem Zufall überlassen. Alles ist Ausdruck und Kunstform. Dabei wirkt jeder Text von Wolf Haas so, als wäre er so nebenbei dahin geschrieben worden. Als hätte sich der Autor eine Nacht lang vor seinen PC gesetzt und mal eben 200 Seiten runter getippt. Dabei brütet er wohl über jedem Satz stundenlang, damit er so perfekt ist und sich irgendwann in das Gesamtkonzept seines Buchs optimal einfügt.

Wolf Haas ist eben ein wahrer Künstler <3