Faszinierendes Spiel mit Worten

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ikatzhorse2005 Avatar

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Eigentum von Wolf Haas (Hanser Verlag)

Das Altenheim war damals noch eine Gebärklinik gewesen. Man hatte irgendwann die Zeichen der Zeit erkannt und die Gebärklinik auf Altenheim umgemodelt. Jetzt starb meine Mutter dort, wo sie uns zur Welt gebracht hat. S.39

Wolf Haas schreibt von seiner Mutter und spannt ein breites Tuch über die Geschehnisse des 20. Jahrhunderts. Erlebnisse, die man kennt oder die durch Erzählungen, Aussagen und typische Floskeln auf die nachkommenden Generationen projiziert worden sind. So ist man irgendwie unmittelbar beteiligt, berührt und fühlt sich selbst angesprochen. Wolf Haas ist ein grandioser Erzähler! Bei dieser Lektüre darf man sich nicht einfach zurücklehnen, hier ist Aktionismus gefragt.

Daher musste ich mich erst in den Erzählstil und die Gedanken des Autors einlesen. Doch nach einiger Zeit war es das reinste Vergnügen der Erzählung und den Geschichten von früher und heute zu folgen. Ein Einlassen und Akzeptieren lohnt sich!

Der schwarzhumorige Aspekt versteckt sich souverän hinter den Sätzen und schießt plötzlich und unerwartet hervor. Manch Gesagtes scheint beiläufig. Ganz zufällig. Nebenbei erkennt man Details, die gleichzeitig zum Nachdenken, Losweinen und Lachen animieren. Hier taucht man in einen höchst unterhaltsamen intellektuellen Schreibstil ein, der seinesgleichen sucht.

Fazit: Ein interessanter Autor und eine wunderbare Neuentdeckung für mich! Eigentum war mein erstes Buch von Wolf Haas. Es hat mich sehr angesprochen. Eine Hommage an die Mama und ein kurzweiliges Vergnügen, welches man öfter zur Hand nehmen kann. Gern dürfen es das nächste Mal ein wenig mehr Seiten sein!