Nachhaltig beeindruckend!

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esbirgit Avatar

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Sehr schroff kommt der Einband daher, eher wie ein Päckchen, auf dem klar zu lesen ist, wer der Eigentümer ist: " Eigentum von Wolf Haas".
Entfernt man den Umschlag, sind auf der Vorderseite die Konturen eines alten Nokia-Handys zu erkennen, so, wie man sie immer noch bei manchen Senioren oder Smartphone-Verweigerern findet.

Das Thema hat mich sofort berührt, bin ich doch nach dem kürzlichen Tod meiner hochbetagten Mutter in ähnlicher Situation wie der Autor, der am Sterbebett seiner Mutter ins Nachdenken kommt ( wie ich vor 3 Monaten auch!)
Und so wird in einem Erzählstrang die fortlaufende Geschichte vom vorletzten Tag der Mutter bis zu ihrer Bestattung dargestellt, mit all den schrägen Gedankengängen und Beobachtungen, die man als " Kind" eben in dieser Rolle am Sterbebett oder als Haupttrauernder hat. Es war so lebensnah und berührend, man hätte es selbst denken können.
Der zweite Erzählstrang war die Lebensgeschichte der Mutter in den wichtigen Abschnitten ihres gar nicht so langweiligen Lebens, fast möchte man meinen, im O-Ton, mit einem alten Kassettenrekorder aufgenommen.
Alles lapidar in wechselnden Zeitebenen erzählt, unaufgeregt, obwohl es so prägend für Ihr ganzes Leben und das ihres Sohnes war.
Mich hat das Buch sehr berührt, eben weil es teils so schnodderig klingt, ist es so ehrlich.
Nicht jede Altersgruppe wird es interessieren, aber uns Babyboomer sicherlich, die wir mit Freunden und Bekannten jetzt genauso lang und ausführlich über die alten Eltern reden können wie vor 30 Jahren über unsere Kleinkinder.

Um mit Frau Mar. Wolf zu sprechen: Lesen, lesen, lesen!