Porträt der Mutter

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
quincyliest Avatar

Von

Wolf Haas hat ein bewegendes und emotionales Buch über seine Mutter geschrieben. Das Verhältnis zwischen Mutter und Sohn war kein einfaches, das Buch ist eine Rückblende und auch ein Versuch der Aufarbeitung.
Die demente Mutter liegt im Sterben, wartend auf den Tod. Viele Gedanken gehen dem Sohn durch den Kopf. Die eigene Perspektive wechselt ständig mit der der Mutter. Die Erinnerungen der Mutter sind im österreichischen Dialekt eingefärbt. Das zentrale Thema bei ihr: der nicht geglückte Versuch, Eigentum zu erwerben. Hart hat sie dafür gearbeitet, gespart, doch Krieg und Inflation durchkreuzen ihre Pläne. Eigentum blieb ihr großer Traum.
Die Mutter wird als resolute Frau dargestellt, unnahbar und nicht bei allen beliebt. Haas schreibt authentisch, ungeschönt, respektvoll und mit einer Prise Humor, mit dem er der ernsthaften Thematik die Schwere nimmt. Es sind versöhnliche Klänge, die er anschlägt. Er hat ein berührendes und feinsinniges Buch geschrieben, das ich gern empfehle.