Porträt der sterbenden Mutter

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Wolf Haas ist berühmt geworden als Autor der launig-sarkastisch-österreichischen Krimis um den Ermittler Brenner.

Der Roman „Eigentum“ gehört nicht in dieses Genre, sondern ist vielmehr ein Buch des Autors über seine Mutter. Als diese 2015 92-jährig im Sterben liegt, will Haas sich vorher noch alle Geschichten von der Seele schreiben, die sie ihm immer wieder erzählt hat.

Geschichten, die er nicht mehr hören kann. Wie die Inflation das Leben der Mutter von ihrer Geburt im Rekordinflationsjahr über den 2. Weltkrieg bis in Nachkriegsösterreich bestimmt hat. Sie, die immer ein eigenes Haus ihr Eigen nennen wollte, musste feststellen, dass sie nicht schnell genug sparen konnte:

Immer wenn sie vermeintlich genug zusammen hatte, verdoppelten sich die Hauspreise. Da ist es für sie ein finaler Trost, dass sie sich zwei Quadratmeter in bester Lage inklusive Aufzug gesichert hat - die sie allerdings erst post mortem beziehen wird - genau, das vorausbezahlte Grab ist gemeint.

Gekonnt erzählt Haas auf seine typische flapsig-humorvolle Art und Weise vom harten Leben einer Frau, die „nicht mit den Menschen konnte“, der man aber irgendwie doch nahekommt als Leser. Man weiß von Anfang an, dass man auf ihren Tod zuliest. Alt ist sie geworden, einfach war sie nie, hatte es aber auch nie einfach. Erzählte eigentlich meist die gleichen Geschichten, wie viele Menschen das Gerne tun. Berührt hat mich das Buch sehr. Es gilt: Das Leben schleicht zwar aus, aber es bleibt etwas zu erzählen.

Mal eine andere Seite von Wolf Haas, die man hier entdecken kann. Sonst würde man etwas verpassen.